Erstmanifestation eines Diabetes-Typ-1 bei Kindern: Ein Notfall!

Manifestiert sich ein Typ-1-Diabetes bei Kindern, ist das ein Notfall – ebenso wie eine diabetische Ketoazidose. Die Grundsäulen der Therapie bestehen aus Rehydratation, Insulin und Kaliumgabe. Insulin ist das Medikament der Wahl zur Behandlung der Ketoazidose. Wie Dr. Julian Ziegler vom Universitätsklinikum Tübingen beim Diabetes-Kongress berichtete, erkrankten Kinder selten vor dem ersten Geburtstag an Typ-1-Diabetes; der Erkrankungsgipfel liege zwischen 11 und 13 Jahren. Klassische Anzeichen bei Erstmanifestation sind Polyurie, Polydipsie, Gewichtsverlust und Leistungsminderung. Es passiere allerdings häufig, dass Symptome bei Kindern nicht richtig gedeutet werden. Klassische Fehldiagnosen umfassen Gastroenteritis, Appendizitis, obstruktive Bronchitis, Wachstum und Durst (im Rahmen von Fieber bei Dekompensation bei einem Infekt). Zum Zeitpunkt der Manifestation liege bei vielen Betroffenen bereits eine teilweise schwere Ketoazidose vor, hob Ziegler hervor. Rund 20 % aller Patienten sind zum Zeitpunkt der Manifestation potenziell gefährdet. „Das ist leider ein Problem, das wir noch nicht gelöst haben“, so Ziegler. Labordiagnostik verzögert unnötig Die Primärversorgung in der Praxis beinhaltet U-Stix und/oder die Blutzuckerbestimmung. Wenn verfügbar könne eine Ketonmessung im Urin oder Kapillarblut erfolgen. Eine umfangreiche Labordiagnostik sei meist nicht zielführend, sondern nur zeitverzögernd. Ist die Diagnose gestellt, überweisen Kinderärzte die Patienten in der Regel schnell weiter. Geht es den jungen Patienten sehr schlecht, müsse zunächst der Kreislauf stabilisiert werden mit 0,9 % Kochsalzlösung 10 ml/kgKG über 30-60 Minuten. Dies könne bei anhaltender arterieller Hypotonie wiederholt werden. Im hypovolämischen Schock sei die Gabe von 20 ml/kgKG aus der Hand möglich. „Hier unterscheiden wir uns in der Leitlinie zu den Erwachsenen-Diabetologen.“ Die Kinder sollten sich rasch in einem Zentrum vorstellen. Rehydratation, Insulin und Kaliumgabe In der Klinik bestehe die Primärversorgung aus Rehydratation, Insulinsubstitution und Kaliumgabe, so Ziegler weiter. Bei Manifestation ohne diabetische Ketoazidose wird Insulingabe s.c. gegeben; gestartet wird mit 1 E pro kgKG, mit Basalinsulin und Bolus meist im Verhältnis 1:1. Eine orale Rehydratation erfolgt nach Durstgefühl, aber bilanziert. Die Kaliumgabe, am besten über eine Brausetablette, habe einen hohen Stellenwert. Empfehlung der Redaktion DDG 2024 Diabetes-Kongress 2024 8. - 11. Mai 2024 | Berlin Sport oder Spritze bei Adipositas und Diabetes mellitus? Auf dem Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) lieferten Fachleute im „Battle of Experts“ Argumente für ihre jeweilige Position. Thematisiert wurden außerdem der Notfall Erstmanifestation von Typ-1-Diabetes bei Kindern und der Einsatz von Diabetestechnologien. Die komplette Berichterstattung lesen Sie in unserem Kongress-Dossier. Besteht bereits eine diabetische Ketoazidose, kommt ein Insulinperfusor zum Einsatz, mit 0,1 E/kg/h beginnend. Die Rehydratation erfolgt kontrolliert i.v. und die Kaliumgabe über eine Infusion hochdosiert – auch bei normwertigem Kalium im Serum. „Wir wissen, sobald der Insulinperfusor läuft, geht das Kalium nach unten. Und das ist oft der limitierende Faktor für die Insulintherapie“ erläuterte Ziegler. Der Ausgleich der Azidose erfolge gemäß Leitlinie ausschließlich durch Insulin. „Das wird leider doch immer wieder anders gesehen“, betonte der Referent. „Aber in unserer Leitlinie und der internationalen Leitlinie ist Insulin das Mittel der Wahl zur Durchbrechung der Azidose.“ Eine Pufferung habe nur Stellenwert bei einer kardiopulmonalen Reanimation und Katecholamintherapie. „Vorher hat kein Natriumbicarbonat etwas in der Behandlung der Ketoazidose zu suchen!“ Hirnödeme und Hypokaliämien vermeiden Komplikationen, die im Rahmen der Ketoazidosetherapie auftreten können, sind Hirnödem und Hypokaliämie. Ersteres wird durch einen zu starken Abfall der Osmolarität verursacht. Das Hirnödem sei eine gravierende Angelegenheit und ca. 20-30 % der Patienten sterben daran. Die Genese sei noch nicht abschließend geklärt; während früher die Flüssigkeitsrestriktion obligat war, weiß man heute, dass die Genese wahrscheinlich schon vor der Behandlung beginnt, aber nicht primär durch eine Flüssigkeitsüberladung bedingt ist. Aus diesem Grund kann laut ISPAD-Leitlinie das Flüssigkeitsregime im Einzelfall liberaler gehandhabt werden. „Wenn man als Kliniker das Gefühl hat, das Kind braucht mehr Flüssigkeit, darf es auch mehr Flüssigkeit bekommen“, erläuterte Ziegler. basierend auf: Ziegler J: „Pädiatrische Notfälle, Erstmanifestation im Kindesalter“. 58. Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Berlin, 8.-11.5.2024

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