Erschienen in:
04.12.2017 | Thrombose | Leitthema
Perioperativer Umgang mit Thrombozytenaggregationshemmern
verfasst von:
J. Wagner, J. F. Lock, V. Luber, U. A. Dietz, S. Lichthardt, N. Matthes, K. Krajinovic, C.-T. Germer, S. Knop, PD Dr. A. Wiegering
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 2/2018
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Zusammenfassung
Pro Jahr werden in Deutschland ca. 16 Mio. operative Eingriffe durchgeführt. Eine nicht unerhebliche Anzahl an Patienten nehmen Thrombozytenaggregationshemmer als Primär- oder Sekundärprophylaxe ein, um das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse zu reduzieren. Besonders in der perioperativen Phase ist diese Risikoreduktion relevant, da perioperative Myokardinfarkte in bis zu 6,2 % der Operationen festgestellt wurden. Andererseits wird aufgrund des mutmaßlich erhöhten Blutungsrisikos die Einnahme der Thrombozytenaggregationshemmer perioperativ häufig pausiert. Im klinischen Alltag ist der operativ tätige Arzt mit der Frage konfrontiert, ob diese Medikation perioperativ fortgeführt werden kann oder pausiert werden sollte und wenn ja, mit welchem Risiko. Ist die Indikation zur Acetylsalicylsäure(ASS)-Therapie die Primärprophylaxe, so kann die Einnahme perioperativ pausiert werden, wohingegen ASS, welches im Rahmen der Sekundärprophylaxe eingenommen wird, nur bei Operationen in engen Räumen pausiert werden sollte. Wichtig ist es, beim Absetzen auf einen ausreichenden Abstand zur Operation und dem „ASS-withdrawal-Syndrom“ mit erhöhter Koagulationsneigung zu achten. Des Weiteren ist der perioperative Umgang mit einer dualen Plättchenaggregationshemmung, die nach Koronarstentimplantation notwendig ist, zu beachten. Aufgrund des erhöhten Risikos einer In-Stent-Thrombose wird die duale Plättchenaggregationshemmung ungerne pausiert. Kann eine Operation nicht verschoben werden, so muss im Notfall unter der dualen Plättchenaggregationshemmung operiert werden. Ist jedoch das operative Blutungsrisiko hoch und das Risiko einer In-Stent-Thrombose vergleichsweise gering, so sollte der P2Y12-Inhibitor (z. B. Clopidogrel) pausiert und die Operation unter ASS-Monotherapie durchgeführt werden.