HCV auch bei Koinfektion mit HIV erfolgreich behandeln

Auf dem AASLD 2015 fiel der Blick auf das Thema der DAA-Therapie bei HIV-Patienten, die gleichzeitig an chronischer oder akuter Hepatitis C erkrankt sind. Neue Daten gab es zudem auch zur HCV-Transmission bei HIV-Koinfektion. Zusammenfassung Der diesjährige AASLD war durch eine Vielzahl von relevanten Beiträgen zur HIV/HCV-Koinfektion gekennzeichnet. Neben größeren Kohortendaten, erfreulicherweise auch aus Deutschland, gab es insbesondere erste kleinere Studien zur Rolle der DAA Therapie bei der akuten Hepatitis C mit DAA Kombinationen. Während die Kombination aus Sofosbuvir und Ribavirin nicht überzeugte, könnten potentere Kombinationen eine weitere Verkürzung der Therapiedauer ermöglichen. Des Weiteren ermöglichen detailliertere Studien zu pharmakokinetischen Wechselwirkungen einen rationalen Einsatz der Kombination von DAAs und der antiretroviralen Dauertherapie. Abgerundet werden die ausgewählten Präsentationen durch Arbeiten, die Aspekte zur Übertragung von HCV bei HIV-Koinfektion untersuchten und eine mögliche stärkere Fibrosebildung bereits in der akuten Phase der Infektion postulieren. Neue Daten zur DAA-Therapie bei Patienten mit chronischer Hepatitis C und einer HIV-Koinfektion In der deutschen Kohortenstudie GECCO wurden retrospektiv 95 Patienten ausgewertet, die für 8 Wochen mit Sofosbuvir und Ledipasvir behandelt worden waren, davon 16 HIV-Koinfizierte. Über verschiedene Patientengruppen betrachtet wurden gute SVR12-Ergebnisse erhalten (1). Mit der Kombinationstherapie aus Gazoprevir und Elbasvir wird im Frühjahr 2016 voraussichtlich eine weitere koformulierte HCV-Medikation in Deutschland auf den Markt kommen. In der C-EDGE Coinfection Studie wurde durch die 12-wöchige Behandlung von therapienaiven HCV-Patienten mit HIV-Koinfektion eine SVR12-Rate von mehr als 90 % erzielt (2). Ein Nachtrag wurde zur ALLY-2-Studie geliefert, deren jüngst gezeigten Daten zur 8-Wochen-Therapie mit Sofosbuvir und Daclatasvir bei HIV-koinfizierten Patienten gegenüber den 12-Wochen-Daten nicht überzeugen konnten. Eine Analyse zur möglichen Wechselwirkung mit dem ARV-Medikament Darunprevir/r kam zu dem Ergebnis, dass ein Trend für eine Reduktion des Daclatasvir-Spiegels gesehen wurde, ohne die Möglichkeit einer geringeren Spezifität der DAA-Kombination für den Einsatz über 8 Wochen auszuschließen (3). Ist eine verkürzte DAA-Therapie für die akute Hepatitis C sinnvoll? Unter der älteren Interferon-basierten Therapieoption war bei der Behandlung der akuten Hepatitis C die Möglichkeit einer Therapieverkürzung bei gleichzeitig besserer Effektivität gegeben. Einige neue Studien, die auf der AASLD-Tagung präsentiert wurden, befassten sich mit der Frage, ob dies auch bei den neuen DAA-Therapien der Fall ist. Die Ergebnisse fallen gemischt aus: In der DARE-C II Studie wurde unter Sofosbuvir und Ribavirin über 6 Wochen kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt (4). Die Anwendung der Kombination über 12 Wochen lieferte in einer Studie eine hohe Ansprechrate (5), während die SWIFT-C Studie (6) dies nicht zeigen konnte. Die Ursache für diese Diskrepanz könnte in der Auswahl des Patientenkollektivs vermutet werden. Bei Verwendung der Kombinationen Sofosbuvir plus Ledipasvir oder Simeprevir über 4 bzw. 8 Wochen (SLAM-C) wurden wiederum gute SVR12-Ergebnisse erzielt (7). Pharmakokinetische Interaktionen Die breite Anwendung der neuen DAA-Therapieoptionen für die Hepatitis C-Behandlung zeichnet sich bisher durch eine gute Kombinierbarkeit mit anderen Substanzen aus. In der HIV-Therapie werden jedoch zahlreiche antiretrovirale Substanzen in Dauertherapie eingesetzt, so dass eine sorgfältige Analyse der Wechselwirkungen erfolgen muss. Bei der Analyse von Sofosbuvir und Ledipasvir waren lediglich die Spiegel von Tenofovir erhöht, so dass in der gemeinsamen Anwendung eine engmaschigere Kontrolle der Nierenfunktion erfolgen sollte (8). Bei der Untersuchung von Sofosbuvir und Velpatasvir (GS-5816), der kommenden Drittgeneration DAA-Therapie von Gilead, wurde ebenfalls eine Spiegelerhöhung von Tenofovir beobachtet (9). Außerdem reduzierte Efavirenz die Konzentration des aktiven Metaboliten GS 331007 von Velpatasvir um etwa 50 %, so dass eine Kombination dieser beiden Substanzen vermieden werden sollte. Im April geht es weiter: Informationen zum EASL 2016 Weitere Neuheiten zur HCV-/HIV-Koinfektion Eine New Yorker Forschergruppe untersuchte 45 homosexuelle Patienten mit HCV-/HIV-Koinfektionen auf die Möglichkeit einer rektalen HCV-Transmission (10). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass insbesondere bei einer akuten Hepatitis C-Erkrankung, aber auch durch die HIV-Koinfektion, das Risiko einer sexuellen HCV-Übertragung über den rektalen Infektionsweg gesteigert wird. Eine zweite Arbeit aus New York beschäftigte sich mit der immer noch kontrovers diskutierten Frage, ob und wieso bei HIV-Patienten häufig eine schnellere Fibroseprogression gegenüber HCV-Monoinfizierten beobachtet wird. Den Autoren zufolge kommt es zu einer starken Aktivierung der Kupfer‘schen Sternzellen in der Phase der akuten Hepatitis zu einer starken Fibrosebildung, die im chronischen Verlauf fortschreitet (11). Weitere Beiträge der Hepatitis-Akademie zum AASLD 2015 finden Sie hier. Literatur (1) Christensen S et al. Hepatology 2015; 62(Suppl. S1): 740A. (2) Rockstroh JK et al. Hepatology 2015; 62(Suppl. S1): 317A. (3) Garimella T et al. Hepatology 2015; 62(Suppl.S1): 572A. (4) Martinello M et al. Hepatology 2015; 62(Suppl. S1): 741A. (5) Fierer DS et al. Hepatology 2015; 62(Suppl.S1): 745A. (6) Naggie S et al. Hepatology 2015; 62(Suppl. S1): 748A. (7) Basu P et al. Hepatology 2015; 62(Suppl. S1): 736A. (8) German P et al. Hepatology 2015; 62(Suppl. S1): 768A. (9) Mogalian E et al. Hepatology 2015; 62(Suppl. S1): 1311A. (10) Foster AL et al. Hepatology 2015; 62(Suppl. S1): 253A. (11) Gillies RD HL et al.Hepatology 2015; 62(Suppl. S1): 221A. Daten, Ergebnisse und Kommentare zu den genannten Quellen werden auf der Homepage der Hepatitis-Akademie unter AASLD 2015: Koinfektionen Hepatitis/HIV ausführlich vorgestellt. Weitere Informationen Hepatitis Akademie × Mehr zum Thema finden Sie auch unter www.hepatitis-akademie.de.

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