HBV-Immunantwort und neue Substanzen

Unter den Präsentationen zur Hepatitis B auf der diesjährigen Jahrestagung der AASLD waren zwei Themenschwerpunkte besonders bemerkenswert, nämlich humanbiologisch-immunologische Daten zum Langzeitverlauf einer Hepatitis B Infektion sowie neue Therapieansätze. Daten zum Langzeitverlauf einer chronischen Hepatitis B Zum ersten Punkt zählte beispielsweise die Bestimmung von HBsAg-Serumspiegeln mit einem hochsensitiven Assay im Langzeitverlauf. Dieser Assay (ICT-CLEIA, Sysmex, Kobe, Japan) kann HBsAg mit 100-fach höherer Sensitivität entdecken als die üblichen diagnostischen Testsysteme [1]. Weitere Beiträge in dieser Kategorie waren Untersuchungen zur zellulären Immunität nach ausgeheilter Hepatitis B, die im Unterschied zur Hepatitis C mit der Zeit verschwindet [2], eine Analyse der HBV-Reaktivierung bei Einsatz von TNF-Antagonisten in einem Kollektiv rheumatologischer Patienten, die nur sehr unvollständig auf HBV-Infektion vor Therapieeinleitung untersucht wurden [3] oder die Auswertung von Biomarkern bei Diagnose einer Hepatitis B im Kindesalter, die einen Vorhersagewert für den langfristigen Verlauf haben [4]. Neue Therapieansätze An neuen Therapieansätzen wurden die immunologischen Auswirkungen einer Kotherapie mit Interferon und Nukleos(t)idanaloga für eine antivirale Therapie beschrieben, die nach der Initialphase mit den Nukleos(t)idanaloga allein weitergeführt wurde. Sie konnte jedoch trotzdem selbst beim schwer zu behandelnden HBV-Genotyp D die HBsAg-Seroeliminationsrate verbessern [5]. Unter den neuen Therapieprinzipien zur Behandlung der Hepatitis B waren aber solche Strategien am interessantesten, die letztendlich auf eine Elimination von HBsAg inklusive der cccDNA abzielen. So wurde eine Phase-I-Studie zu einem ersten Hemmer des Hepatitis B-Core-Komplexes vorgestellt, dessen Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten erwarten lassen, dass Dosisfindungsuntersuchungen und weitere Effektivitätstudien folgen werden [6]. Neben einer bemerkenswerten Phase-II-Studie mit siRNA, die ein Absinken von HBsAg erreichen konnte [7], waren die ersten klinischen Daten zum HBV-Entryinhibitor Myrcludex wissenschaftlich sehr interessant [8]. In diesem Falle wurde bei Hepatitis B in der Kombination mit Interferon oder Nukleos(t)id-Analoga trotz Abfall von HBV-DNA und Verbesserung der Transaminasen kein quantitativer Effekt auf HBsAg erreicht. Allerdings fiel unter Myrcludex der Interferon-induzierte Abfall der HDV-RNA verstärkt aus, so dass diese Substanz für die Behandlung der Hepatitis Delta an Bedeutung gewinnen könnte. Neue möglicherweise relevante Therapieansätze beschäftigen sich mit der Interaktion von Gallensalzanaloga und Hepatitis B, da HBV ja über den Na-Taurocholat-Cotransporter (NTCP) in die Leberzelle aufgenommen wird. Letztendlich war bei HBV-positiven Patienten auch die Beobachtung neu, dass nach Organtransplantation sogenannte regulatorische T-Zellen in der Leber an Häufigkeit zunehmen und mit der Höhe der HBV-Replikation korrelieren [9]. Persönlicher Kommentar Die Tatsache, dass sich bei den Untersuchungen zur Immunantwort ein gewisser Schwerpunkt mit Untersuchungen im Langzeitverlauf bildete, deutet vielleicht darauf hin, dass mit den konventionellen Denkansätzen eine wissenschaftliche Sättigung erreicht ist, und nur noch langsam Fortschritte zu erreichen sind. Auf der anderen Seite lässt die erstmalige Vorstellung mehrerer Studien zur Therapie der Hepatitis B mit neuen Substanzen beim Menschen hoffen, dass sich doch eine Entwicklung andeutet, die eine ganz neue, vertiefte Kontrolle der HBV-Infektion ermöglichen und hoffentlich am Ende auch zu einer erfolgreichen therapeutischen Elimination von HBsAg führen könnte. Weitere Beiträge der Hepatitis-Akademie zum AASLD 2014 finden Sie hier. Literatur: [1] Seto W-K et al. Longitudinal serologic profiles up to 5 years in hepatitis B surface antigen-negative chronic hepatitis B. Hepatology 2014, 60(4Suppl.1): 231A. [2] Kefalakes H et al. Decades after recovery from acute hepatitis B virus (HBV) infection the CD8+ T cell response against HBV core is nearly undetectable. Hepatology 2014, 60(4Suppl.1): 231A. [3] Pauly MP et al. Reactivation of Hepatitis B (HBV) in Patients Treated with Anti-Tumor Necrosis Factor (anti-TNF) Agents. Hepatology 2014, 60(4Suppl.1): 232A. [4] Homer M et al. Predicting future outcome in infancy-acquired chronic hepatitis B – importance of quantitative HBeAg and HBsAg plasma levels, HBV DNA viral load and IP10 plasma levels. Hepatology 2014, 60(4Suppl.1): 528A. [5] Lampertico P et al. Add-on Peginterferon Alfa-2a significantly reduces HBsAg levels in chronic hepatitis B, HBeAg-negative, genotype D patients fully suppressed on nucleot(s)ide analogues treatment: HERMES Study Interim Analysis. AASLD 2014: abs. #31-LB. [6] Gane EJ et al. Phase 1a Safety and Pharmacokinetics of NVR 3-778, a Potential First-In-Class HBV Core Inhibitor. AASLD 2014: abs. #19-LB. [7] Yuen M-F et al. Phase II, dose ranging study of ARC-520, a siRNA-based therapeutic, in patients with chronic hepatitis B virus infection. AASLD 2014: abs. #21-LB. [8] Urban S et al. A proof-of-concept Phase 2a clinical trial with HBV/HDV entry inhibitor Myrcludex B. AASLD 2014: abs. #20-LB. [9] Gao Y et al. T Regulatory Cells in De Novo Hepatitis B Virus Infection after Liver Transplantation. Hepatology 2014, 60(4Suppl.1): 541A. Die Daten und Ergebnisse der Quellen werden auf der Homepage der Hepatitis-Akademie unter AASLD 2014: HBV-Immunantwort und neue Substanzen ausführlich vorgestellt. Weitere Informationen Hepatitis Akademie × Mehr zum Thema finden Sie auch unter www.hepatitis-akademie.de.

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