Erschienen in:
01.12.2014 | Originalien
Abduktions-/Außenrotationsimmobilisation nach primärtraumatischer anteriorer Schulterluxation
Welche Orthesen sind geeignet?
verfasst von:
A. Thierbach, D.A. Le, T. Uecker, C. Gerhardt, Prof. Dr. M. Scheibel
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 12/2014
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Zusammenfassung
Fragestellung
Aktuelle Studien zeigen, dass eine Immobilisation der Schulter in 60 ° Außenrotation und 30 ° Abduktion nach primärtraumatischer anteriorer Schulterluxation Vorteile hinsichtlich Reposition und ggf. anatomischer Einheilung des Kapsel-Labrum-Komplexes haben soll. Ziel dieser Studie ist es daher, gegenwärtig auf dem Markt zur Verfügung stehende Schulterorthesen hinsichtlich ihrer Funktionalität und des Tragekomforts, sowie möglicher Probleme zu evaluieren.
Methodik
Von 10 gesunden Probanden [6 weiblich, 4 männlich, Durchschnittsalter 23 (21–24) Jahre] wurden vier Orthesentypen 1) Omo Immobil Rotation (Ottobock), 2) Quadrat (DJO Global), 3) MP Airplane Axilla (Horst Rattenhuber GmbH), 4) ARC XR (Bledsoe Brace Systems) nacheinander getragen und in Bezug auf Funktionalität und Tragekomfort bewertet. Alle Probanden absolvierten sog. „simulated activities of daily living“ (ADL). Nach Abschluss jeder einzelnen ADL bewerteten die Probanden mittels Punkteskala sowohl Komfort, Schwierigkeitsgrad der Aufgabenerfüllung als auch möglichen Schmerz. Der Sitz bzw. Positionsveränderungen der einzelnen Orthesen wurden mit Hilfe von Fotos überprüft. Zusätzlich wurde überprüft, ob eine durch den Probanden aktiv hervorgerufene Positionsänderung entgegen der gewünschten Position möglich ist.
Ergebnisse
Orthese 3 und 4 wurden als signifikant komfortabler empfunden (p < 0,05). Auch der Schwierigkeitsgrad der Aufgabenbewältigung wurde bei diesen Orthesen als geringer eingestuft, wobei hier besonders das selbständige An- und Ablegen der Orthese als bedeutend einfacher im Vergleich zur Orthese 1 und 2 wahrgenommen wurde. Zudem ergaben sich signifikante Unterschiede in Bezug auf Schmerz (p < 0,05). Dieser wurde fast ausschließlich bei Orthese 1 und 2 dokumentiert. Die Messungen zur Überprüfung des Sitzes ergaben keine signifikanten Unterschiede (p > 0,05). Im Falle einer aktiven Positionsänderung durch den Probanden konnte der Arm in Orthese 1 bzw. 2 signifikant stärker entgegen der gewünschten Position rotiert werden (p < 0,05). Zwischen Orthese 3 und 4 ergaben sich bei der gesamten Bewertung keine signifikanten Unterschiede.
Schlussfolgerung
Orthesen, deren Hauptgelenke in der Achsel und nicht davor positioniert sind bzw. die eine gelenklose Stabilisierung ermöglichen und die einen verbesserten Sitz durch eine zusätzliche Schlinge an der gegenüberliegenden Schulter gewährleisten, sind aus unserer Sicht am besten in Bezug auf Funktionalität und Tragekomfort für eine Immobilisation der Schulter in Außenrotations-/Abduktionsstellung geeignet.