Ältere Diabetiker: Mit dem Antibiotikum in den Unterzucker

Rund 13% aller Hypoglykämien bei Diabetikern ab 66 Jahre, die mit Sulfonylharnstoffen behandelt werden, können, einer US-Studie zufolge, möglicherweise auf die gleichzeitige Einnahme bestimmter Antibiotika zurückgeführt werden. Mehr zum Thema Weitere Beiträge finden Sie im Themenschwerpunkt Diabetologie. Das erhöhte Risiko für Hypoglykämien unter Sulfonylharnstoffen ist bekannt: Interaktionen dieser Substanzgruppe mit bestimmten Medikamenten machen die Situation noch brisanter. Trisha Parekh und Kollegen von der University of Texas, Gaverston, haben in einer retrospektiven Kohortenstudie Daten von Texas Medicare aus den Jahren 2006 bis 2009 von Patienten im Alter von mindestens 66 Jahren analysiert. Wegen ihres Typ-2-Diabetes wurden die Patienten mit Glipizid oder dem in Deutschland nicht zugelassenen Glyburid behandelt. Gleichzeitig hatte ihnen ihr Arzt wegen einer Infektion ein Antibiotikum verschrieben. Parekh und Kollegen suchten nach Zusammenhängen zwischen den aufgetretenen Hypoglykämien und einzelnen Antibiotika. 39,8% der Hypoglykämien erforderten eine Klinikeinweisung. 60,2% konnten in einer Notfallstation ambulant versorgt werden. In der multivariaten Analyse ergab sich, unter Berücksichtigung von Patientencharakteristika und Indikation für die Antibiotikatherapie, das höchste Hypoglykämierisiko in den ersten 14 Tagen für Clarithromycin (Odds Ratio, OR 3,96). Die Mediziner errechneten, dass einer von 71 mit Clarithromycin behandelten Diabetikern eine schwere Unterzuckerung erleidet. Im Vergleich zu Antibiotika ohne Hypoglykämiegefahr (z. B. Amoxicillin oder Cephalexin) wurde auch für Levofloxacin (OR 2,6), Sulfamethoxazol-Trimethoprim (OR 2,56), Metronidazol (OR 2,11) und Ciprofloxacin (OR 1,62) ein erhöhtes Risiko festgestellt. Als weitere Risikofaktoren für schwere Unterzuckerungen erwiesen sich u.a. ein hohes Alter, weibliches Geschlecht, mehrere Komorbiditäten sowie bereits vorausgegangene Hypoglykämien. Stärker auf Interaktionen achten Im Jahr 2009 waren insgesamt 140.174 Typ-2-Diabetiker mit Glipizid oder Glyburid behandelt worden. 28,3% von ihnen erhielten zusätzlich mindestens eines der fünf Antibiotika, die im Zusammenhang mit Hypoglykämien stehen. Insgesamt waren 5541 Hypoglykämien aufgetreten, die eine Notfallbehandlung erforderlich machten (3,9 Episoden/100 Patienten/Jahr). Bei 13,2% der betroffenen Patienten war die Verschreibung eines Risikoantibiotikums vorausgegangen. Schließlich kalkulierten Parekh und Kollegen noch die Kosten, die durch diese Hyperglykämien verursacht wurden. Sie kamen auf zusätzliche 30,54 Dollar für jede einzelne Unterzuckerung. Die Mediziner geben zu bedenken, dass mittlerweile mehr Diabetiker wegen schwerer Unterzuckerungen stationär behandelt werden müssten als wegen Hyperglykämien. Um die Zahl dieser Ereignisse zu verringern, müsse der Einfluss interagierender Medikamente bei diesen Patienten mehr beachtet und die Verwendung entsprechender Antibiotika stärker eingeschränkt werden.

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