Erschienen in:
01.07.2015 | Leitthema
Akademische Gefäßchirurgie in Deutschland – eine (selbst-)kritische Bestandsaufnahme
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. H.-H. Eckstein, H. Söllner, E. Knipfer, A. Kühnl
Erschienen in:
Gefässchirurgie
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Ausgabe 4/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Gefäßchirurgie ist in Deutschland eine tragende Säule der medizinischen Versorgung von Patienten mit Gefäßerkrankungen. Im Gegensatz zum stetigen Wachstum der rein klinischen Versorgungskapazitäten, erscheinen die akademischen und wissenschaftlichen Aktivitäten innerhalb der deutschen Gefäßchirurgie noch unterrepräsentiert zu sein.
Ziel der Arbeit
Diese Arbeit stellt die akademische Struktur sowie die Leistungskriterien der Gefäßchirurgie in Deutschland dar. Zudem werden Ansätze für zukünftige Fortentwicklungen vorgeschlagen und diskutiert.
Material und Methoden
Es erfolgte eine Analyse der strukturellen Repräsentanz der Gefäßchirurgie an den deutschen Universitätsklinika sowie eine Untersuchung der Anzahl an gefäßchirurgischen Forschungsanträgen, die bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) oder dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gestellt wurden. Zudem wurde in clinicaltrials.gov nach deutschen gefäßchirurgischen klinischen Studien gesucht sowie mithilfe einer Analyse bei SCOPUS die gefäßchirurgisch-gefäßmedizinischen Publikationsleistungen aus Deutschland in vier internationalen gefäßchirurgischen Journalen (J Vasc Surg, Eur J Vasc and Endovasc Surg, Ann Vasc Surg, J Endovasc Ther) analysiert.
Ergebnisse
Die Gefäßchirurgie ist in 33 deutschen Universitätskliniken (35 Standorte) vertreten, davon 9-mal als Lehrstuhl bzw. eigenständige Klinik, 4-mal als eine mit der Allgemeinchirurgie assoziierte W2-Professur und 14-mal bzw. 8-mal vollständig in die Allgemein- bzw. Herzchirurgie integriert. Bei der DFG und/oder dem BMBF wurden nur sehr wenige klinische oder translationale Forschungsprojekte aus der Gefäßchirurgie beantragt. Die unter clinicaltrials.gov registrierten gefäßchirurgischen Studien zur peripheren arteriellen Verschlusskrankheit und zum Aortenaneurysma in Deutschland sind in > 70 % der Fälle industriefinanzierte Registerstudien. Die Anzahl von Publikationen hat in den vier gefäßchirurgischen Journalen im 3-Jahres-Zeitraum 2012–2014 im Vergleich zu 2002–2004 insgesamt um 81 % zugenommen. Unter Bezugnahme auf die jeweilige Bevölkerungsgröße stammen derzeit die meisten gefäßchirurgischen-gefäßmedizinischen Publikationen aus den Niederlanden (11,7/1.000.000 Einwohner), gefolgt von Griechenland (8,0/1.000.000), der Schweiz (7,9) und Schweden (7,7). Aus Deutschland wurden in den Jahren 2012 bis 2014 hingegen nur 2,0 Publikationen/1.000.000 Einwohner veröffentlicht.
Diskussion
Die Gefäßchirurgie ist in Deutschland an den Universitätskliniken unterrepräsentiert. Die Anzahl öffentlich geförderter gefäßchirurgischer Forschungsprojekte und die internationalen Publikationsleistungen sind gering. Es sollten nachhaltige Anstrengungen unternommen werden, ein eigenständiges Profil einer akademisch geprägten Gefäßchirurgie zu entwickeln.