Anaphylaxie-Leitlinie setzt auch auf Prävention

Die neue Anaphylaxie-Leitlinie ist da: Neben vielen praktischen Aspekten für die Akutbehandlung bilden auch Prävention und Patientenselbstmanagement wichtige Schwerpunkte. Mehr vom Kongress Weitere Beiträge finden Sie im Dossier zum 9. Deutschen Allergiekongress. Anaphylaxie wird definiert als akute systemische Reaktion mit Symptomen einer allergischen Sofortreaktion, die den ganzen Organismus erfassen kann und potenziell lebensbedrohlich ist. Die aktuelle Leitlinie [1] hat die Terminologie vereinheitlicht und verwendet nur noch den klinischen Begriff Anaphylaxie - unabhängig vom zugrundeliegenden Pathomechanismus, berichtete Prof. Dr. Dr. Johannes Ring, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, München. Die Einteilung in vier klinische Schweregrade wurde beibehalten. Dabei wird weiterhin nach Symptomen an Haut, Atemwegen, Gastrointestinaltrakt und kardiovaskulärem System differenziert. Neu sei die Aufnahme subjektiver Allgemeinsymptome zusammen mit Hauterscheinungen in die Klassifizierung, berichtete Ring. Häufigste Auslöser einer anaphylaktischen Reaktion sind Arzneimittel, Insektengifte und Nahrungsmittel. Ausdrücklich hingewiesen wird auf das Phänomen der Augmentation: Oft summieren sich mehrere Faktoren wie der Verzehr bestimmter Nahrungsmittel und körperliche Anstrengung oder auch ein Infekt, psychischer Stress oder der Konsum von Alkohol auf, bevor es zu einer anaphylaktischen Reaktion kommt. Bei der Darstellung der medikamentösen Anaphylaxiebehandlung legt die Leitlinie den Schwerpunkt auf praktische Aspekte. Ein Flussdiagramm erlaubt eine rasche Orientierung über die je nach Hauptsymptomatik unterschiedlichen Behandlungspfade. Wichtigstes Medikament in der Akuttherapie ist Adrenalin. Bei nicht reanimationspflichtigen Patienten wird zunächst eine intramuskuläre Gabe empfohlen, die nach fünf bis zehn Minuten wiederholt werden kann. Das Risiko schwerer kardialer Nebenwirkungen sei geringer als bei der intravenösen Gabe, so Ring. Bei schwerem oder drohendem Schock sollte die Gabe verdünnt intravenös unter Puls- und Blutdruckkontrolle erfolgen. Im Kapitel zur kardiopulmunalen Reanimation wird eine Herz-Druckmassage und Beatmung im Verhältnis 30:2 empfohlen. Ein automatischer Defibrillator sollte angelegt und bei Kammerflimmern eine Defibrillation durchgeführt werden. Patienten über Selbstmanagementaufklären „Nach der erfolgreichen Akuttherapie fängt die Arbeit jedoch erst an“, betonte Ring. Wichtig für die künftige Anaphylaxie-Prävention sei es, in einer ausführlichen allergologischen Diagnostik Auslöser und Risikofaktoren wie Asthma oder eine Mastozytose zu identifizieren. Der Patient sollte nicht nur einen Allergie-Pass und ein Notfallset, sondern auch einen Anaphylaxie-Notfallplan erhalten, der auf einen Blick über die wichtigsten Anzeichen einer anaphylaktischen Reaktion und die erforderlichen Erste-Hilfe-Mapnahmen informiert. Einen hohen Stellenwert hat eine ausführliche Aufklärung über das Selbstmanagement. Bewährt haben sich Schulungsprogramme, wie sie von der Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie – Training und Edukation (AGATE) erarbeitet wurden (www.anaphylaxieschulung.de). Zudem sollte der Patient wenn möglich zu einer spezifischen Immuntherapie motiviert werden, die heute leider immer noch viel zu selten durchgeführt wird, sagte Ring. Literatur [1] Ring J et al: Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie. Allergo J Int 2014; 23: 96 – 112

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