Immuntherapie bei Morbus Hodgkin auf dem Prüfstand

Eine Therapie mit dem Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab führt bei stark vorbehandelten Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Morbus Hodgkin bei guter Verträglichkeit zu einem ebenfalls guten und anhaltenden Ansprechen. Das Hodgkin-Lymphom war die erste Tumorerkrankung, für die eine lebensrettende Therapie gefunden wurde. Heute kann der überwiegende Teil der Betroffenen durch Polychemo- und Strahlentherapien geheilt werden. Es gibt jedoch Patienten, die auch unter einer Salvagetherapie mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Brentuximab Vedotin oder unter einer Hochdosischemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation (ASZT) keine langfristige Remission erreichen. Dass diese Patientengruppe von einer Therapie mit dem PD-1 (Programmed Death 1-Rezeptor)-Inhibitor Pembrolizumab profitieren kann, bestätigt die aktuelle Auswertung der laufenden multizentrischen Phase-1b-Studie KEYNOTE-013 [1]. Der Wirkstoff wird bereits bei Patienten mit soliden Tumoren mit Erfolg eingesetzt. „Die Rationale für die Verwendung von Pembrolizumab beim Morbus Hodgkin ergab sich aus der Beobachtung, dass die Patienten häufig eine Genamplifikation am 9p24.1-Lokus aufweisen, der zu einer Überexpression von PD-L1 und PD-L2 führt“, erläuterte Dr. Philippe Armand, Boston (MA)/USA. PD-1 ist ein Molekül, das es Tumorzellen ermöglicht, sich der Erkennung durch das Immunsystem zu entziehen. Der Rezeptor wird auf aktivierten T-Zellen exprimiert, seine Liganden PD-L1 und PD-L2 auf der Oberfläche von Tumorzellen. Bindet PD-1 nun an einen dieser Liganden, kommt es zur Inaktivierung der Immunzelle, sodass diese den Tumor nicht mehr angreifen kann. Mit Pembrolizumab wurde ein monoklonaler Antikörper mit hoher Affinität für PD-1 entwickelt, der die Bindung von PD-L1 und PD-L2 an den Rezeptor verhindert, und so die Hemmung der antitumoralen Immunantwort aufhebt. "Viele, relativ tiefe und stabile Remissionen" Die Teilnehmer der KEYNOTE-013-Studie hatten ein wiederaufgetretenes oder refraktäres klassisches Hodgkin-Lymphom, das unter oder nach einer Therapie mit Brentuximab Vedotin fortgeschritten war. Bei den Patienten hatte zudem zuvor eine ASZT versagt oder war als Behandlungsoption nicht in Frage gekommen. Pembrolizumab wurde in einer Dosis von 10 mg/kg Körpergewicht alle zwei Wochen gegeben. 68% der 31 auswertbaren Patienten hatten ≥4 Vortherapien erhalten, und bei 71% war eine ASZT nicht erfolgreich gewesen. Insgesamt sprachen 65% (n=20) der Patienten auf die vergleichsweise gut verträgliche Therapie an, davon 16% (n=5) mit einer Komplettremission, 48% (n=15) mit einer partiellen Remission und 23% (n=7) mit einer Krankheitsstabilisierung. Bei vier Patienten (13%) schritt die Erkrankung fort. Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 9,7 Monaten ist die mediane Ansprechdauer noch nicht erreicht. Beim Datenschnitt erhielten noch 45% (n=14) der Patienten die Therapie mit dem Checkpoint-Inhibitor. „Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die PD-1-Blockade mit Pembrolizumab bei stark vorbehandelten Patienten mit Morbus Hodgkin ein günstiges Sicherheitsprofil aufweist und zu vielen, relativ tiefen und stabilen Remissionen führt“, so Armand. Noch sei die Nachbeobachtungszeit zwar kurz, es zeichne sich jedoch ab, dass ausbehandelte Patienten von der Therapie aufgrund ihres besonderen Wirkprinzips eindeutig profitieren könnten.

Springer Medizin

Immuntherapie bei Morbus Hodgkin auf dem Prüfstand

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Onkologie

Stereotaktische Radiatio schlägt konventionelle Bestrahlung

Adjuvante Brustkrebstherapie: Doppelt hält besser

Manche Gestagene können das Risiko für Meningeome erhöhen

Einladung zum PSA-Screening senkt die Krebssterblichkeit

Update Onkologie