Erschienen in:
01.03.2015 | Originalien
Bedeutung zellulärer Tight-junction-Komplexe bei der Entwicklung einer periprothetischen Leckage bei stimmprothetischer Versorgung
verfasst von:
PD Dr. K.J. Lorenz, K. Kraft, F. Graf, C. Pröpper, K. Steinestel
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Verwendung von Stimmprothesen zur Stimmrehabilitation nach Laryngektomie hat sich in den letzten 20 Jahren aufgrund der einfachen Operationstechnik und der geringen Komplikationsrate, verbunden mit einem ausgezeichneten Rehabilitationserfolg, zur Methode der Wahl entwickelt. Allerdings kommt es bei 20–30 % der Patienten innerhalb von 1−4 Jahren nach Shuntanlage zu einer Stimmfistelerweiterung mit periprothetischer Leckage. Aktuelle Studien zeigen, dass ein hoher gastroösophagealer Reflux ein Schlüsselfaktor bei der Entwicklung dieser Symptomatik ist, er führt zu ausgeprägten Entzündungsreaktionen und Störungen auf Ebene der interzellulären Adhäsion im Sinne einer epithelialen-mesenchymalen Transition (EMT).
Patienten und Methoden
Bei 44 laryngektomierten Patienten erfolgte eine 24-h-pH-Metrie sowie eine Probenentnahme aus dem Ösophagus und der Stimmfistel. Mittels immunhistochemischer Verfahren wurde die membranöse und zytoplasmatische Konzentration der interzellulären Bindungsproteine E-Cadherin sowie β-Catenin gemessen und mit den Ergebnissen der Refluxmessung und der Schwere der Fistelkomplikationen vor und nach medikamentöser Antirefluxtherapie korreliert.
Ergebnisse
In Abhängigkeit vom Entzündungsgrad der Schleimhaut im Bereich der erweiterten Stimmfisteln zeigte sich eine Verminderung des membrangebundenen E-Cadherin und β-Catenin sowie eine signifikante Zunahme des zytoplasmatischen E-Cadherin und β-Catenin. Unter einer medikamentösen Antirefluxtherapie zeigte sich bei Patienten mit gutem klinischen Ansprechen und einer Verbesserung der Leckageproblematik ein Anstieg des membranösen E-Cadherin, während bei Patienten, die nicht auf die PPI(Protonenpumpeninhibitor)-Therapie ansprachen, ein weiterer Verlust von membranösem E-Cadherin zu verzeichnen war.
Schlussfolgerung
Die Daten weisen auf eine zentrale Rolle der EMT in der Entwicklung der periprothetischen Leckage nach stimmprothetischer Versorgung hin. Patienten mit periprothetischer Leckage zeigten eine EMT von E-Cadherin und β-Catenin sowie eine Hochregulation der Vimentinexpression. Bei Patienten mit nur geringer oder keiner Leckage ist eine Umkehr der EMT durch eine aggressive Antirefluxtherapie möglich. Bei Patienten, die unter Refluxtherapie keine Verkleinerung der Fistel zeigten, ist keine Umkehr des EMT nachweisbar: eine Beobachtung, die zum Verständnis therapieresistenter Stimmfistelerweiterungen beiträgt.