Blutzuckerkontrollen zur Krebsprävention

Bereits ein Prädiabetes treibt das Gesamtkrebsrisiko in die Höhe. Einige Organe scheinen aber bei Patienten mit erhöhtem Nüchternblutzucker und/oder gestörter Glukosetoleranz ganz besonders gefährdet zu sein, wie einen chinesische Metaanalyse jetzt gezeigt hat. In unserem Dossier "Risikofaktoren für Krebserkrankungen" finden Sie weitere Beiträge. Bislang wird die Frage kontrovers diskutiert, ob schon ein Prädiabetes das Krebsrisiko erhöhen kann. Um diese Frage näher zu beleuchten, führten Yi Huang vom Clinical Medicine Research Center in Foshan und Kollegen eine Metaanalyse mit Daten von 891.426 Probanden der Allgemeinbevölkerung aus 16 weltweiten, prospektiven Studien durch. Als Prädiabetes galt dabei, je nach Studie, eine Plasma-Nüchternglukose von 5,6–6,9 mmol/l oder 6,1–6,9 mmol/l und/oder ein 2-h-Blutzuckerwert im OGTT von 7,8–11,1 mmol/l. Bestimmte Organe besonders gefährdet Für die Studienteilnehmer mit Prädiabetes ergab sich ein um 15% erhöhtes Gesamtkrebsrisiko (adjustiertes relatives Risiko, RR 1,15). Wurden die verschiedenen Tumoren einzeln betrachtet, zeigte sich eine signifikante Risikoerhöhung für Magen- bzw. Kolorektalkarzinome sowie für Krebserkrankungen von Leber, Pankreas, Brust und Endometrium. Allerdings war das Ausmaß der organspezifischen Risiken sehr unterschiedlich. Am häufigsten traten, der Metaanalyse zufolge, Malignome in Leber, Endometrium, Magen und Darm der Prädiabetiker auf. Keine Zusammenhänge zeigten sich dagegen bei malignen Bronchial- und Lungentumoren, Prostata-, Ovarial-, Nieren oder Blasenkrebs. Sensitivitätsanalysen sollten unter anderem untersuchen, inwieweit eine Adipositas, als wichtiger Diabetesrisikofaktor, auch an der Entwicklung von Krebserkrankungen beteiligt ist. In der Subgruppenanalyse, in der nur BMI-adjustierte Probanden berücksichtigt wurden, blieb das Krebsrisiko nach Einbezug dieses Faktors allerdings weiterhin erhöht (RR 1,22). Eine der möglichen Erklärungen für das erhöhte Krebsrisiko von Menschen mit Prädiabetes könnte, den Autoren zufolge, der chronische oxidative Stress sein, dem der Körper infolge der anhaltenden Hyperglykämie ausgesetzt ist, da dieser zytotoxisch wirkt und DNA-Schäden nach sich zieht. Auch die kompensatorische Hyperinsulinämie, ein erhöhter Insulin-like-growth-factor-1(IGF 1)-Spiegel sowie genetische Mechanismen könnten zu dem vermehrten Auftreten von Malignomen bei Prädiabetikern beitragen. Für die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung jedenfalls sind diese Ergebnisse nicht unwichtig, meinen die Autoren der Metaanalyse. Angesichts der zunehmenden Zahl von Menschen mit Prädiabetes könnte eine erfolgreiche Frühintervention möglicherweise auch die Häufigkeit von Krebserkrankungen in der Gesellschaft verringern. Ganz oben auf der Liste der Maßnahmen steht hierzu die Änderung des Lebensstils, gefolgt von einer Metformin-Therapie, wenn weitere Risikofaktoren für einen Diabetes vorliegen. Die Realisierung des ersten Punktes wird wohl die größere Hürde sein.

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