Erschienen in:
01.05.2015 | Arbeitswelt
Das Arbeitsgedächtnis nach zu langem Schlaf
Eine transversale, psychometrische Studie
verfasst von:
Dr. Anett Wolgast, Dr. Hartmut Neuf
Erschienen in:
Prävention und Gesundheitsförderung
|
Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Arbeitsgedächtnis spielt nach den Erkenntnissen der kognitiven Psychologie eine zentrale Rolle für die menschliche Informationsverarbeitung, da es jene Instanz ist, in der alle momentanen, bewussten, sinnlichen oder aus dem Langzeitgedächtnis geladenen Inhalte zusammenlaufen. Die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses wird durch personale und situative Faktoren bestimmt; auch das individuelle Schlafverhalten bzw. die Schlafmenge können das Arbeitsgedächtnis beeinträchtigen. Somit könnte ein statistisch bedeutsamer Zusammenhang zwischen Leistungen des Arbeitsgedächtnisses und vorheriger Schlafmenge bestehen.
Ziel der Arbeit
In der vorliegenden Studie wird untersucht, in welchem Zusammenhang Prozesse des Arbeitsgedächtnisses mit Schlafgewohnheiten bei Erwachsenen stehen.
Methode
In einem transversalen, nicht-kontrollierten Studiendesign und einer Stichprobe mit 68 Versuchspersonen wurde der Lesegeschwindigkeitstest aus dem Kurztest zur Messung des Arbeitsgedächtnisses (KAI-N) eingesetzt, das Zahlennachsprechen vorwärts/rückwärts aus dem Wechsler-Intelligenztest (WIE) sowie der Pittsburgh-Schlafqualitätsindex (PSQI).
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass eine niedrige Leistung des Arbeitsgedächtnisses mit einer Schlafdauer von durchschnittlich mehr als 8 h pro Nacht innerhalb der letzten 4 Wochen einhergeht (r = − 0,24; p < 0,05). Davon sind eher basale als komplexe Prozesse betroffen.
Schlussfolgerung
Regelmäßiger Schlaf über 8 h kann das Arbeitsgedächtnis beeinträchtigen. Es ist z. B. zur akkuraten Abzählung von Tabletten im Klinikalltag erforderlich. Einer Person, die regelmäßig länger als 8 h schläft, wird daher empfohlen, nach der Ausführung von Arbeitsgedächtnisaufgaben das Ergebnis mehrmals zu kontrollieren.