Erschienen in:
01.03.2014 | Schwerpunkt
Das visionäre Konzept des „Lymphoepithelioms“ 1921 und A. Schmincke
Nachfolgende terminologische Verwirrung und aktuelle Lösungsansätze
verfasst von:
Prof. Dr. S. Ihrler, O. Guntinas-Lichius, M. Mollenhauer
Erschienen in:
Die Pathologie
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Ausgabe 2/2014
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Zusammenfassung
Mit dem Konzept einer kombiniert klinisch-histomorphologisch definierten Karzinomentität, lokalisiert in lymphoepithelialen Organen, begründete Alexander Schmincke vor etwa 90 Jahren eine Tumorentität, welche heute in etwa die Kombination aus nichtkeratinisierendem, häufig humane-Papillomviren(HPV)-assoziiertem Oropharynxkarzinom und nichtkeratinisierendem, meist Epstein-Barr-Virus(EBV)-assoziiertem Nasopharynxkarzinom umfasst. Der Terminus des „Lymphoepithelioms“ war ursprünglich von A. Schmincke und J. Ewing als kombinierte klinische und histomorphologische Tumorentität der lymphoepithelialen Organe definiert worden. Die Hauptursache der jahrzehntelangen terminologischen Konfusion ist darin begründet, dass die spätere Beschränkung dieses Terminus auf einen allein histologisch definierten Aspekt (lymphoepitheliale Differenzierung) zu einem nicht praktikablen und nicht sinnvollen Ausschluss von transitional bzw. basaloid differenzierten Karzinomen führte.
Für die kommende WHO-Klassifikation wurde vorgeschlagen, Plattenepithelkarzinome im Kopf-Hals-Bereich nicht mehr wie bisher allein nach der prognostisch nur sehr eingeschränkt aussagefähigen histologischen Differenzierung, sondern wegen der damit verbundenen klinischen Relevanz für Prognose und Therapie primär nach ätiopathogenetischen Gesichtspunkten zu klassifizieren (klassische Noxen, HPV, EBV). Dies wäre eine eindrucksvolle Bestätigung von Schminckes visionärem Konzept einer klinisch-histomorphologisch definierten Tumorentität, mit dem er seiner Zeit konzeptionell weit voraus war. Gleichzeitig sollte damit das terminologische Dilemma des schlecht reproduzierbaren und prognostisch wenig aussagekräftigen histologischen Differenzierungsspektrums in den Hintergrund treten.