Erschienen in:
01.09.2014 | Originalien
Der „erweiterte Suizid“
Vollendete Homizid-Suizide unter psychopathologischen und kriminologischen Aspekten
verfasst von:
Dr. F. Hellen, C. Lange-Asschenfeldt, W. Huckenbeck, B. Hartung
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der Homizid-Suizid ist ein seltenes schwerwiegendes Phänomen, welches vor allem in Intimbeziehungen oder Familien auftritt.
Material und Methoden
Für den Zeitraum von 2006 bis 2011 konnten im Einzugsgebiet der Rechtsmedizin Düsseldorf insgesamt 10 solcher Ereignisse identifiziert werden, die durch Einsichtnahme in die rechtsmedizinischen und staatsanwaltschaftlichen Unterlagen untersucht wurden.
Ergebnisse
Die Täter waren ausschließlich männlich. Als Risikofaktoren konnten im Konsens mit der Literatur männliches Geschlecht, höheres Lebensalter, intime Täter-Opfer-Beziehung, Zugang zu Schusswaffen sowie narzisstische und/oder emotional instabile Persönlichkeitsmerkmale und Impulsivität herausgearbeitet werden. In allen gefunden Fällen lagen je mindestens drei Risikofaktoren vor. Mutmaßliche Hauptmotive waren Trennungswunsch der Partnerin und drohender sozialer Abstieg. Die meisten Opfer verstarben an den Folgen einer Schussverletzung, am nächst häufigsten war Tod durch scharfe Gewalt.
Schlussfolgerung
Die Homizid-Suizide scheinen sich phänomenologisch von Homiziden und Suiziden zu unterscheiden. Insbesondere die Darstellung der Risikofaktoren soll dazu dienen, behandelnde Ärzte, Ermittlungsbehörden oder andere öffentliche Institutionen hinsichtlich der Gefahr eines Homizid-Suizids zu sensibilisieren.