Erschienen in:
07.12.2015 | Originalarbeit
Der Foto-Hand-Test
Ein projektives Verfahren zur Messung von Aggressivität?
verfasst von:
Dr. Johann Endres, Felix Krebs
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
|
Ausgabe 3/2016
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Zusammenfassung
Projektive Testverfahren könnten in der forensischen Begutachtung im Rahmen einer multimethodalen Diagnostik einen wertvollen Beitrag zur Erfassung kriminalpsychologisch relevanter Konstrukte leisten, gelten aber als wenig reliabel und valide. Der Foto-Hand-Test (FHT) von Belschner, Lischke und Selg ist ein spezielles Verfahren zur Erfassung aggressiver Handlungsbereitschaften; er arbeitet mit Fotos von Handgesten, die von den Testanden zu deuten sind. Die Antworten werden kodiert; aus der Verrechnung verschiedener Kategorien wird ein Acting-out-Score (AOS) berechnet.
Untersucht wurden die Reliabilität und Validität des FHT durch Verwendung der Testprotokolle von 98 Straftätern (Gutachtenprobanden) und einer Vergleichsgruppe von 53 nichtdelinquenten Personen. Es ergaben sich wenig befriedigende Kennwerte zur internen Konsistenz des FHT. Straftäter hatten einen höheren AOS als Nichtdelinquente; sie gaben nicht mehr aggressionsförderliche, jedoch weniger aggressionshemmende Deutungen ab. Der AOS zeigte nicht die erwartete Übereinstimmung mit den Skalen des Antisocial Personality Questionnaire (APQ); es ergaben sich aber Hinweise auf einen Feindseligkeitsbias in den Deutungen: Personen, die viele Deutungen aggressiven Inhalts abgaben, beschrieben sich selbst nicht als erhöht aggressiv oder impulsiv, waren jedoch besonders misstrauisch. Das spricht für einen anderen als den von den Testautoren postulierten Mechanismus der Projektion.
Die Ergebnisse legen beim Einsatz des FHT in forensischen Begutachtungen Zurückhaltung bei der Interpretation nahe.