Nieren-Lebendspende: Wer ist geeignet?

Die Nieren-Lebendspende gewinnt aufgrund des immer größer werden Mangels an Leichenorganen immer mehr Bedeutung – der Anteil liegt in Deutschland bei 30 bis 40%. Neben den rein medizinischen Aspekten müssen hier viele weitere Faktoren berücksichtigt werden. Grundsätzlich geht es bei der Nieren-Lebendspende darum, das Risiko für den ja eigentlich gesunden Spender zu minimieren und dabei eine möglichst optimale Transplantatfunktion für den Empfänger zu erreichen. Wichtigstes Prinzip ist dabei eine unbedingte Freiwilligkeit, betonte Prof. Dr. Martin Zeier von der Medizinischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Medizinische Klinik I, Sektion Nephrologie. Bevor man prüft, ob der Spender überhaupt geeignet ist, sollte ein vorbereitendes Gespräch mit Aufklärung über Ablauf, zeitliche Beanspruchung und mögliche Risiken der Eignungsuntersuchungen wie Diagnose einer neuen, möglicherweise meldepflichtigen Erkrankung oder auch die Feststellung einer falschen Elternschaft erfolgen. Erst danach erfolgt die eigentliche medizinische Abklärung, bei der nach seiner Erfahrung etwa 30 bis 40% der Spender abgelehnt werden. Meistens liegen medizinische Gründe, gefolgt von immunologischen und psychosozialen Gründen vor. Der „ideale“ Spender hat eine GFR über 80 ml/min, passende Blutgruppe und immunologische Faktoren, keine familiäre Häufung von Nierenerkrankungen und einen normalen Blutdruck. Außerdem sollte er in stabilen sozialen Verhältnissen leben und psychisch stabil sein. Als klare Kontraindikationen für eine Nieren-Lebendspende nannte der Nephrologe Proteinurie, unkontrollierte Hypertonie, Diabetes, GFR < 80 ml/min, schwerste Adipositas, genetische Nierenerkrankungen, psycho-soziale Abhängigkeiten, Verdacht auf Zwang und ungünstige immunologische Faktoren. Dazwischen liege aber eine Grauzone mit zahlreichen Faktoren, in der es auf eine individuelle Abwägung ankommt. Dazu gehören z.B. Hypertoniker, bei denen der Blutdruck mit ein bis zwei Antihypertensiva gut kontrolliert ist, pathologische Glukosetoleranz, leichtere Adipositas, als geheilt geltende Krebserkrankungen, kleinste reserzierbare T1-Tumoren der Niere oder Nierensteine. Auch Rauchen könnte theoretisch ein Ausschlussgrund sein, da die Progredienz eines chronischen Nierenversagens dadurch beschleunigt wird. Ein höheres Alter muss per se kein Ausschlusskriterium sein, insbesondere, wenn das ältere Organ auch an einen älteren Menschen geht. Das Mortalitätsrisiko ist nach der bisherigen Studienlage bei älteren Spendern nicht erhöht und der Abfall der Nierenfunktion scheint vergleichbar zu sein Erweiterung der gültigen Richtlinien Zurzeit entwickelt das BÄK Richtlinien zur Nieren-Lebendspende, berichtete Prof. Dr. Barbara Suwelack von der Westfälischen Wilhelmsuniversität Münster, Medizinische Klinik D (Allgemeine Innere Medizin; Nieren- und Hochdruckkrankheiten und Rheumatologie), die das Transplantationsgesetz in dieser Fragestellung ergänzen sollen und dann bindend für alle Transplantationszentren sind. Bereits im Gesetz festgelegt sind die Sicherstellung der Freiwilligkeit, Einwilligungsfähigkeit und Zustimmung sowie der Grundsatz „Nil nocere“ - d.h. keine über die Risiken der Organentnahmen hinausgehende Gefährdung und Schädigung des Spenders. Auch das Subsidiaritätsprinzip ist verankert, nachdem der Empfänger aktiv gelistet sein muss und keine postmortale Spende zur Verfügung stehen darf. Es geht also nicht, dass ein Empfänger eine Leichenniere ablehnt, weil er lieber die Niere von seiner Ehefrau haben will, erklärte die Expertin. Auch eine lebenslange Nachsorge und Absicherung der Spender ist gesetzlich verankert. Im Rahmen der BÄK-Richtlinien soll jetzt u.a. noch das stufenweise Vorgehen bis zur Spende und eine standardisierte Aufklärung festgelegt werden. Auch verbindliche Kontraindikationen auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand gehören dazu – ebenso wie geeignete Nachsorgekonzepte und Grundlagen einer psychosomatischen Evaluierung. Ebenfalls vorgesehen ist die Einrichtung einer unabhängigen Lebendspende-Vertrauensstelle und ein verpflichtendes Lebendspende-Register. Mehr vom Kongress Weitere Beiträge finden Sie im Dossier DGfN-Kongress 2015

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