Diarrhö plus Fieber... und die Ursache ist?

Kinder fiebern häufig. Kommt Durchfall hinzu, lohnt oft ein Blick auf den Stuhl um der Diagnose näher zu kommen. Auch die Bristol-Stuhlformen-Skala lässt sich bei Kindern gut einsetzen. Von einer erhöhten Körperkerntemperatur spricht man laut PD Dr. Elke Lainka von der Universitätskinderklinik Essen erst ab 38,5°C bei rektaler Messung und ab 38°C, wenn im Ohr gemessen wird. Die Aktivität vieler Immunzellen ist zwischen 38 und 40°C erhöht, sodass es zu einer Hemmung der Replikation von Bakterien und Viren kommt. Keine Antipyrese bei subfebrilen Temperaturen Fieber geht also durchaus mit einem „Überlebensvorteil“ einher, so Lainka und warnte vor einer „Fieberphobie“: „Fieber kann im Rahmen der Infektabwehr sinnvoll sein, und es gibt keine Evidenz, dass es den Verlauf einer Erkrankung nachteilig beeinflusst oder Folgeschäden begünstigt.“ Es muss also nicht zwingend mit Antipyretika behandelt werden, auch wenn die Eltern das häufig einfordern. Insbesondere die Therapie subfebriler Temperaturen mit einem Antipyretikum ist unnötig. Die Entscheidung sollte wesentlich vom Allgemeinzustand des Kindes abhängig gemacht werden. „Ist das Kind trotz Fieber fit, benötigt es kein Antipyretikum.“ Eine fiebersenkende Therapie empfahl Lainka bei reduziertem subjektivem Wohlbefinden, zur Vermeidung unerwünschter metabolischer Dehydratation und kardiovaskulärer Effekte wie Tachykardien, als Analgesie, bei Fieber über 40°C. Fieber plus Durchfall: schwierige Spurensuche Weshalb Kinder fiebern, kann eine Vielzahl von Ursachen haben und bleibt in der Hälfte der Fälle unklar. „Das war schon vor zehn Jahren so und daran hat sich nichts geändert“, so Lainka. Auch wenn sich Fieber zu Durchfall gesellt, ist die Palette der Optionen groß. Wichtig für die erfolgreiche Spurensuche ist neben der körperlichen Untersuchung eine ausführliche Anamnese. Die Diarrhö sollte möglichst exakt beschrieben werden. Dazu gehören Informationen zu Dauer, Frequenz, Konsistenz, Volumen, Farbe und Beimengungen, aber auch der Zusammenhang mit Fasten oder ein nächtliches Auftreten. Bei akutem Auftreten sollte vor allem an Infektionen, eine Lebensmittelvergiftung oder auch eine pseudomembranöse Colitis, verursacht durch Clostridium difficile, gedacht werden. Auch eine exzessive vegetarische Kost kann Durchfall verursachen. Hier steht das Risiko der Dehydratation im Vordergrund, die eine adäquate Rehydratation erfordert. Sie kann oral, gegebenenfalls auch über eine Magensonde durchgeführt werden. Bei einem Verlust von mehr als 7,5% des Körpergewichts ist eine intravenöse Rehydratation indiziert. Mit der Re-Alimentation sollte wenige Stunden nach Beginn der Rehydratation mit einer zuvor gut vertragenen Nahrung begonnen werden. So hilft der Blick auf den Stuhl Halten Fieber und Durchfall länger als zwei Wochen an, kommen Darminfektionen mit Yersinien, Lamblien und Parasiten in Betracht, bei immunsupprimierten Patienten auch mit Cryptosporidien, CMV und Mykobakterien. Es müssen dann aber auch nicht-infektiöse Ursachen ins Kalkül gezogen werden, wie eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, eine Hyperthyreose oder auch ein Immundefekt oder eine antibiotikainduzierte Diarrhö. Für die Suche nach der Ursache empfahl Lainka, auf die Pathogenese zu schauen und damit auch auf den Stuhl. Bei einer osmotischen Störung sind die Durchfälle weich und voluminös und hören nach dem Fasten auf. Bei sekretorischer Störung, etwa durch Enterotoxine, hören sie dagegen nach dem Fasten nicht auf. Liegt ein entzündlicher Prozess zugrunde, finde sich oft Schleim, Blut und Eiterbeimengungen. Hier können Salmonellen und Campylobacter, aber auch eine Colitis ulcerosa oder Zytostatika die Verursacher sein. „Es lohnt sich durchaus, sich den Durchfall zeigen zu lassen“, so Lainka. Zumal der Stuhl auch Aussagen über die Lokalisation des Problems erlaubt. Liegt es im Dünndarm, finden sich wässrige, schaumige und voluminöse Stühle. Unverdaute Nahrungsreste werden ausgeschieden. Eine Dickdarmproblematik liegt eher vor, wenn viele kleine Stuhlmengen abgesetzt werden, eventuell mit Blut und Schleim. Ist der Pankreas involviert, ist der Stuhl fettglänzend, voluminös und übel riechend. Hilfreich zur Beurteilung des Stuhls ist die Bristol-Stuhlformen-Skala, die sich auch für Kinder gut eignet. Nächtlicher Durchfall? Kein Reizdarm! Immer sollte bei Fieber und Diarrhö auch nach Warnzeichen geschaut werden. Dazu gehören unter anderem Gewichts- und Wachstumsstörungen, andauerndes Erbrechen, gastrointestinaler Blutverlust und nächtlicher Stuhlgang. „Bei einem Reizdarm kommt es nicht zu einem nächtlichen Stuhlgang.“

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