Mikrohämaturie – wie abklären?

Die effiziente Abklärung der asymptomatischen Mikrohämaturie ist eine häufige Aufgabe jedes Urologen. Mehr vom Kongress Weitere Beiträge schon vorab zum Kongress finden Sie im Dossier DGU-Kongress 2012 Bei Patienten über 40 Jahren wird allerdings bei bis zu 30% keine Ursache gefunden. Bei jüngeren Patienten und Patientinnen liegt der Anteil der „idiopathischen Mikrohämaturie“ sogar bei bis zu 70%. Neben einer physiologischen Erythroyturie (bis zu 2.000.000 Erythozyten/Tag) findet sich diese vermehrt nach intensivem Sport, Trauma, Geschlechtsverkehr oder Instrumentierung am Harntrakt. Bei entsprechender Anamnese ist nur bei Befundpersistenz eine weitere Diagnostik angezeigt. Die Mikroskopie des Urinsedimentes ist unabdingbar und sollte dem Schnelltest („Stix“) vorgezogen werden um zum Beispiel dysmorphe Eyrthrozyten als Hinweis auf glomeruläre Erythrozyturie zu erkennen. Problem: Hochdifferenzierte Urothelkarzinome Die obligate Sonographie der Nieren erkennt Urolithiasis oder reno-parenchymatöse Raumforderungen. Der Ausschluss einer urothelialen Neoplasie ist hingegen komplex, wobei Urinzytologie auch heute noch als Goldstandard der nicht-invasiven Diagnostik gilt. Die Sensitivität der molekularen Urinmarker wie NMP 22 oder BTA übertrifft die Urinzytologie zwar um bis zu 20%, doch ist die Spezifität der Urinzytologie mit bis zu 95% nicht durch molekulare Marker zu erreichen. Die diagnostische Lücke sämtlicher Urinanalytik klafft naturgemäß bei hochdifferenzierten Urothelkarzinomen. Diese entgehen jedoch aufgrund ihres meist expophytischen Wachstums selten der Zystoskopie. Hier kann die Detektionsrate durch Einsatz der Fluoreszenzzystoskopie vor allem beim Carcinoma in situ um ca. 20% verbessert werden. Urothelkarzinome des oberen Harntraktes entziehen sich vor allem in frühen Stadien der Diagnostik, da sie sich nur schwer oder gar nicht (Carcinoma in situ) bildgebend nachweisen lassen. Ob die abdominelle Computertomographie hier die „klassische“ Ausscheidungsurographie abgelöst hat, ist noch umstritten. Die Leitlinien der European Association of Urology (EAU) definieren die CT zwar als „Goldstandard“, es gilt jedoch gerade bei jüngeren Patienten die bis zu 10fach höhere Strahlenbelastung im Vergleich zur Ausscheidungsurographie zu bedenken. Wie mit der Vielzahl diagnostischer Möglichkeiten umgehen? Sinnvoll erscheint die Empfehlung der American Urological Association (AUA), bei der folgende Risikofaktoren festgelegt werden: Nikotinabusus, Chemikalienexposition, stattgehabte Strahlentherapie, irritativen Miktionsbeschwerden, Lebensalter >40 Jahre, Analgetikaabusus, therapierefraktäre Harnwegsinfektionen sowie eine urologische Malignomanamnese. Neben der obligaten Sonographie des oberen Harntraktes erhält ein Patient ohne Risikofaktoren alternativ eine Urinzytologie oder eine Zystoskopie. Findet sich mindestens ein Risikofaktor, ist die Urinzytologie mit einer Zystoskopie sowie einem bildgebenden Verfahren des oberen Harntraktes zu kombinieren. Bei ergebnisloser Diagnostik und asymptomatischem Patient soll eine Kontrolle von Urinsediment und -zytologie nach 6, 12, 24 und 36 Monaten erfolgen. Diese Empfehlungen erscheinen fwar sehr restriktiv, doch bieten sie dem Patienten und auch dem Urologen ein hohes Maß an Diagnosesicherheit. Veranstaltung Session: Praxisforum II Samstag, 29.09.2012 09:00-10:30, Saal 2

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