Diabetesrisiko aus dem Bauch heraus bestimmen

Körpermaße, welche die abdominale Fettverteilung spiegeln, sind bedeutsamer für das Diabetesrisiko als Body-Mass-Index und Körpergewicht. Das hat eine Analyse der Daten von fünf deutschen Studien bestätigt. Den Zusammenhang zwischen anthropometrischen Markern und der Inzidenz von Diabetes Typ 2 hat eine Forschergruppe um die Epidemiologin Saskia Hartwig von der Universität Halle untersucht. Dafür poolten die Wissenschaftler die Daten von vier deutschen Longitudinalstudien (CARLA, SHIP, RECALL und KORA). Zudem benutzten sie die Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS). Inzidenz steigt mit dem Taillenumfang Den Resultaten der gepoolten Analyse zufolge erhöht sich für Frauen die Diabetesinzidenz um 97%, wenn der Taillenumfang um eine Standardabweichung (12,4 cm) zunimmt. Die Gewichtszunahme schlägt mit einer Risikoerhöhung von 69% je Standardabweichung (13,2 kg) zu Buche. Ähnlich bei den Männern: Pro Standardabweichung des Taillenumfangs (10,6 cm) geht die Diabetesinzidenz um 81% nach oben, beim Gewicht beträgt die Inzidenzzunahme je zusätzlicher Standardabweichung (13,6 kg) 66%. Gut als Marker der erhöhten Diabetesinzidenz zu gebrauchen war auch das Verhältnis Taillenumfang/Körpergröße. Mit jeder Standardabweichung (+0,08) erhöhte sich die Inzidenz um 93% (Frauen) bzw. 81% (Männer). Zwischen den Markern des Bauchfetts wie Taillenumfang und Taillenumfang/Körpergröße bestehen laut den Erkenntnissen von Hartwig und Kollegen generell stärkere Assoziationen zum Typ-2-Diabetes, als sie beim Gewicht und beim Body-Mass-Index festzustellen sind. Eine Ausnahme bildet offenbar das Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang. In der DEGS-Studie bestand zwar für diese Messgröße bei den Männern die stärkste Assoziation zur Diabetesinzidenz. In einer Metaanalyse von DEGS und den anderen Untersuchungen erwiesen sich aber erneut Taillenumfang und das Verhältnis Taillenumfang/Körpergröße als die stärksten Parameter. Endokrin aktives Abdominalfett Die geringere Aussagekraft des Taillen-/Hüft-Verhältnisses führen die Forscher darauf zurück, dass hier der Hüftumfang einfließt, der durch eine Reihe von anatomischen Gegebenheiten, wie Muskelmasse, Fettgewebe und Knochenbau bestimmt wird. Hingegen gibt der Taillenumfang an sich den Zustand der Bauchorgane respektive des Abdominalfetts wieder. Daher sei der Umfang der Taille ein besserer Surrogatmarker für das endokrin aktive, diabetesrelevante viszerale Fettgewebe. „Allgemeinmediziner, die das Diabetesrisiko abschätzen wollen, sollten genau auf die Verteilung des Körperfetts ihrer Patienten achten“, resümieren Hartwig et al. Obwohl bekannt sei, welch wichtigen Part hier gerade der Bauchumfang einnehme, werde in der klinischen Praxis nicht oft zum Maßband gegriffen. Folgt man einschlägigen Tabellen, liegt die Obergrenze des normalen Bauchumfangs für Frauen bei 80 cm und für Männer bei 94 cm. Die Schallmauer zum deutlich erhöhten Risiko durchbrechen Frauen spätestens bei 88 cm und Männer bei 102 cm.

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