Erschienen in:
01.01.2013 | Originalien
Diagnosespezifische Strukturdefizite
Konsequenzen für die psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen
verfasst von:
Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke, Rainer Fliedl, Petra Katzenschläger
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 1/2013
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Zusammenfassung
Im Zentrum dieser Arbeit stehen die Achsen Struktur und Behandlungsvoraussetzungen der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik des Kindes- und Jugendalters (OPD-KJ), die an einer Stichprobe von 195 stationären kinder- und jugendpsychiatrischen Patienten (Alter: M = 12,9 Jahre, SD ±10,1 Jahre) in Österreich untersucht wurden. Die Studie belegt das insgesamt schlechtere Strukturniveau von männlichen Patienten und die besseren Behandlungsvoraussetzungen der älteren im Vergleich zu jüngeren Patienten. Das Ausmaß der strukturellen Beeinträchtigungen hängt aber auch mit den Behandlungsvoraussetzungen zusammen, d. h. Einsichtsfähigkeit, Behandlungsmotivation und Arbeitsbündnisfähigkeit. Dies wurde in der diagnosespezifischen Auswertung besonders deutlich; hier zeigte sich, dass insbesondere Patienten mit einer F6-Diagnose im emotionalen Verhalten eher untersteuert sind, während Patienten mit einer F9 Diagnose eher strukturelle Defizite in der Selbst-Objekt-Differenzierung aufweisen. Patienten mit einer F3- bzw. F4-Diagnose weisen bessere strukturelle Voraussetzungen für eine Therapie auf, allerdings steht dem hohen Leidensdruck, der hohen Krankheitseinsicht und Behandlungsmotivation ein ebenso hoher Krankheitsgewinn entgegen. Die Konsequenzen aus diesen Ergebnissen für die Therapieplanung werden diskutiert.