Erschienen in:
01.12.2015 | Diarrhoe | Schwerpunkt
Diagnostik und Therapie infektiöser Durchfallerkrankungen
Was ist gesichert?
verfasst von:
Prof. Dr. A. Stallmach, S. Hagel, A.W. Lohse
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 12/2015
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Zusammenfassung
Infektiöse Durchfallerkrankungen sind sehr häufig. Ihr Schweregrad reicht vom blanden, selbstlimitierenden Verlauf bis hin zu potenziell lebensbedrohlichen Krankheitsbildern. Eine rasche Diagnostik mit gezielten Angaben zum vermuteten Erreger sollte nur bei Risikopatienten erfolgen, hierfür reicht die Untersuchung einer Stuhlprobe auf Salmonellen, Shigellen, Campylobacter und Noroviren aus. Bei Risikofaktoren, z. B. einer Antibiotikaexposition bzw. -anamnese in den vorausgegangenen 3 Monaten sollte auch eine Testung auf Clostridium difficile durchgeführt werden. Bei immungesunden Patienten ist meist keine spezifische (antibiotische) Therapie erforderlich. Ausnahmen bestehen bei Patienten mit schweren Komorbiditäten, Immundefizienz, Fieber oder „systemic inflammatory response syndrome“ sowie bei Nachweis von Shigellen oder C. difficile. Die Haupttherapiemaßnahme besteht in einer ausreichenden oralen Rehydratation. Auch bei Patienten mit fernreiseassoziierter Durchfallerkrankung sollte eine mikrobiologische Diagnostik nur bei fieberhafter, blutiger oder länger als 5 Tage andauernder Diarrhö, schwerem klinischem Verlauf (Hypotonie, Exsikkose) und bei Gruppenausbrüchen erfolgen. Hier werden eine einmalige Stuhldiagnostik auf Campylobacter, Shigellen und Salmonellen sowie die mikroskopische Stuhluntersuchung auf Amöben und Lamblien empfohlen. Eine empirische Antibiose sollte eventuell bei Fieber und/oder blutiger Diarrhö oder bei Risikopatienten erwogen werden. Hier wird wie im Falle der ambulant erworbenen Diarrhö Azithromycin oder Ciprofloxacin empfohlen, wobei die Resistenzlage im Reiseland und mögliche Nebenwirkungen zu berücksichtigen sind.