Dialyse erhöht Risiko für Nieren- und Schilddrüsenkarzinom

Bei Patienten mit einem dialysepflichtigen Nierenversagen ist die Wahrscheinlichkeit für eine Krebserkrankung erhöht, wie eine US-Studie bestätigt. Dabei gibt es offenbar bei den Krebsarten Unterschiede in der Inzidenz. Bei Patienten mit Dialyse sind Nieren- und Schilddrüsenkarzinome besonders häufig, Non-Hodgkin-Lymphome, Melanome und Lungenkrebs eher nach einer Nierentransplantation. Hinweise auf die Zusammenhänge zwischen dialysepflichtigem Nierenversagen und verschiedenen Tumorarten gab es bereits vor fünf Jahren in einer kleineren australischen Studie mit nur etwa 7800 Patienten. Um die Zusammenhänge zu erhärten und weitere Krebsarten einbeziehen zu können, führten Dr. Elizabeth L. Yanik vom National Cancer Institute der Nationalen Gesundheitsinstitute in Bethesda eine große Registerstudie durch, für die die Befunde von mehr als 202.000 Patienten mit Nierenversagen, die für eine Transplantation vorgesehen waren, sowie von Transplantatempfängern ausgewertet wurden. Vermehrt Kaposi-Sarkome unter immunsuppressiver Therapie Dabei betrachteten sie mehrere Zeiträume getrennt, nämlich die Phase, in der die Patienten auf der Warteliste standen und dialysiert wurden, sowie die Zeit nach der ersten Transplantation, wenn immunsupprimiert wurde, die Phase der Transplantatabstoßung sowie die entsprechenden Phasen nach weiteren Transplantationen und möglichem Versagen der Spenderorgane. Dadurch konnten die Ärzte und Epidemiologen Krebsinzidenzen den Therapiemaßnahmen wie Dialyse und Immunsuppression gezielt zuordnen. Aus den ermittelten Daten kristallisierte sich heraus, dass Patienten, die dialysiert werden müssen, offenbar ein erhöhtes Risiko haben, an einem Nierenzell- oder einem Schilddrüsenkarzinom zu erkranken. Das ist daran abzulesen, dass die Wahrscheinlichkeit für diese Tumoren in der Gruppe der Patienten mit einem intakten Transplantat im Vergleich zu Patienten auf der Warteliste (also mit Dialyse) und denjenigen mit einem Transplantatversagen signifikant verringert ist (Hazard Ratio [HR] für Nierenkrebs: 0,77 (95%-Konfidenzintervall zwischen 0,7 und 0,84; p ˂ 0,001; HR für Schilddrüsenkrebs: 0,67; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,56 und 0,81; p ˂ 0,001). Bei der Berechnung wurden unter anderem das Alter, das Geschlecht und die ethnische Zugehörigkeit berücksichtigt, um Verzerrungen zu vermeiden. Ein anderes Bild ergab sich bei der Betrachtung von immunologisch bedingten Tumoren und Krebserkrankungen im Zusammenhang mit Infektionen. So war unter Immunsuppression das Risiko für Kaposi-Sarkome (HR: 9,1 – also neunfach erhöht), Non-Hodgkin-Lymphome (HR: 3,2) und Hodgkin-Lymphome (HR: 3,0) signifikant höher als etwa bei Patienten auf der Warteliste für die Nierentransplantation. Ebenfalls erhöht war das Risiko für Lippenkarzinome (HR: 3,4) und nicht epitheliale Hauttumoren, vor allem Merkelzellkarzinome (HR: 3,8). Bestätigungen durch US-Daten einer Medicare-Studie Dass Patienten mit Hämodialyse ein erhöhtes Krebsrisiko haben, bestätigen auch die Ergebnisse einer aktuellen US-Studie auf der Basis von Daten des Medicare’s ESRD-Programms (End Stage Renal Disease) innerhalb des US Renal Data System (Am J Kidney 2015; 65: 763–772). In der Studiengruppe erkrankten von mehr als 482.000 Dialysepatienten innerhalb von fünf Jahren nach Beginn der Therapie mehr als 37.000 an Krebs. Die kumulative Fünf-Jahres-Inzidenz für jegliche Tumorart betrug 9,48% (95%-Konfidenzintervall zwischen 9,39% und 9,57%). Vor allem für die Entstehung eines Nieren- bzw. Nierenbeckenkarzinoms und eines Harnblasenkarzinoms war das Risiko erhöht (SIR, Standardized Inzidenz Ratio: 4,03; 95%-Konfidenzintervall zwischen 3,88 und 4,19 bzw. SIR: 1,57; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,51 und 1,64).

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