Erschienen in:
01.12.2014 | Originalien
Einsatzspektrum eines Rettungshubschraubers
Veränderung in einem süddeutschen Ballungsgebiet in den letzten 25 Jahren
verfasst von:
Dr. T. Viergutz, O. Rohrer, C. Weiss, J. Braun, A. Kalenka
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 12/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
In den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl der Luftrettungseinsätze kontinuierlich gestiegen. Die Gründe dafür werden vielfältig diskutiert. Zur Diskussion stehen neben dem demografischen Wandel einer zunehmend älter und kränker werdenden Gesellschaft die politischen Reformen im Gesundheitswesen mit Klinikausdünnung, -konzentrationen und Zentrenbildung.
Ziel der Arbeit
Die zentrale Fragen, die es zu beantworten gilt, lauten also: Ist die zunehmende Beanspruchung des Notarztdienstes tatsächlich durch eine ansteigende Zahl schwer erkrankter bzw. verletzter Patienten zu erklären? Oder ist vielmehr ein Teil der Einsätze gar nicht indiziert, weil es sich hierbei um nichtunmittelbar vital bedrohliche „akutmedizinische“ Notfälle handelt, die durch das Fehlen von alternativen, nichtnotärztlichen Versorgungsstrukturen, die Nichterreichbarkeit des Hausarztes bzw. die nur temporäre Verfügbarkeit des ärztlichen Bereitschaftsdienstes begründet sind?
Material und Methoden
In der vorliegenden Studie wurden die Veränderungen eines möglichen Wandels in Bezug auf das Einsatzspektrum und die Verwendung von Einsatzmitteln der Luftrettung im Großraum Stuttgart analysiert. Hierzu wurden alle Primäreinsätze des Rettungshubschraubers (RTH) „Christoph 41“ (Standort Leonberg) der Jahre 2006–2011 einbezogen und mit Daten aus den Jahren 1987–1992 verglichen.
Ergebnisse
Die Einsatzindikationen und das Patientenspektrum für den RTH Christoph 41 haben sich in den letzten 25 Jahren verändert. Der Anteil der traumatologischen Notfälle hat signifikant abgenommen; nichttraumatologische Fälle nahmen zu. Der Anteil der vital bedrohten Patienten ist gestiegen. Trotz der Veränderung des Einsatzspektrums wird der Notarzt mit einer größeren Anzahl an vital gefährdeten Patienten konfrontiert als vor 25 Jahren. Die versorgten Patienten sind im Durchschnitt deutlich älter als das Patientengut, dass vor 25 Jahren durch die Luftrettung betreut wurde.
Schlussfolgerung
Die nachgewiesene Veränderung des Einsatzspektrums hin zu mehr nichttraumatologischen Notfällen und älteren Patienten muss in der Aus- und Weiterbildung Berücksichtigung finden.