Erschienen in:
01.03.2016 | Originalien
Epidemiologie multiresistenter Erreger bei
Auslandsreisenden
Ergebnisse nach 2 Jahren Screening an einem Krankenhaus der Maximalversorgung
verfasst von:
Prof. Dr. J. Seifert, M. Frank, T. Köln, K. Beniers, A. Kramer, A. Ekkernkamp, D. Gümbel
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
|
Ausgabe 3/2016
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Zusammenfassung
Einleitung
Zu den Ursachen der Ausbreitung resistenter Bakterien gehört auch der stetig
zunehmende Tourismus in Länder mit endemischem Vorkommen multiresistenter Keime,
mit niedrigeren hygienischen Standards und unkontrolliertem
Antibiotikaverbrauch. Reisende, die Kontakt zum ausländischen Gesundheitssystem
solcher Länder hatten, haben ein besonders hohes Risiko, sich mit diesen
Bakterien zu kontaminieren. Bei stationärer Aufnahme in die heimischen
Krankenhäuser können sie u. U. zum Auslöser nosokomialer Infektionen
werden.
Material und Methode
Zur Vermeidung nosokomialer Infektionen wurde das bestehende hausinterne
MRSA-Screeningverfahren (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) bereits 2011 auf Patienten mit Kontakt zu
ausländischen Gesundheitssystemen erweitert, um eine Kolonisation oder
Infektionen mit multiresistenten Erregern (MRE) zu identifizieren. Die
MRE-Abstriche wurden auf speziellen Agarnährböden bebrütet. Bei positivem
Wachstum erfolgte eine vollautomatisierte Differenzierung mit
Resistenzbestimmung (Vitek®-2, Fa. Biomerieux). Die in einem Zweijahreszeitraum
gewonnen Daten von 155 Patienten wurden retrospektiv ausgewertet.
Ergebnisse
Bei 31 Patienten (20 %) konnten wir MRE nachweisen, wovon 13 Patienten eine
Infektion aufwiesen. Eine Mehrfachbesiedelung kam in 10 Fällen vor. Insgesamt
konnten sechsundzwanzig 3MRGN-, zwölf 4MRGN- und 9 MRSA-Nachweise geführt werden
(4MRGN multiresistente gramnegative
Stäbchen mit Resistenz gegen 4 der 4 Antibiotikaklassen). Die durchschnittliche
Dauer der Isolation betrug 39 Tage, die dafür kalkulierten Kosten 205.000 EUR.
Der durchschnittliche Casemixindex betrug 9,54.
Schlussfolgerung
Der hohe Prozentsatz MRE-kolonisierter Patienten, die Kontakt zu ausländischen
Gesundheitssystemen hatten, zeigt die Bedeutung dieser Screeningmaßnahme.
Transmissionen oder nosokomiale Infektionen mit den besonders gefürchteten
4MRGN-Erregern konnten innerhalb des Beobachtungszeitraums nicht nachgewiesen
werden.