Erschienen in:
01.02.2015 | Originalien
Epileptologische Behandlung von Menschen mit schwerer geistiger Behinderung
verfasst von:
Prof. Dr. P. Martin, N. Bohnert
Erschienen in:
Clinical Epileptology
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Ausgabe 1/2015
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Zusammenfassung
Die medizinische Versorgung von erwachsenen Menschen mit geistiger Behinderung ist in Deutschland immer noch unzureichend. Epilepsien sind, neben psychischen Störungen, diejenigen Probleme, die eine Behandlung in medizinischen Einrichtungen, die nicht in besonderem Maß auf die Behandlung von Menschen mit Entwicklungsstörungen eingerichtet sind, erschweren. Deshalb sind Zentren der Epileptologie in besonderer Weise angesprochen, sich dieser Patientengruppe, auch über eigentlich epileptologische Fragestellungen hinaus, anzunehmen. Bereits unmittelbar Epilepsien betreffenden Problemen bei Personen mit geistiger Behinderung kann oftmals nicht adäquat entsprochen werden, wenn eine korrekte syndromale Zuordnung nicht erfolgt und somit syndromspezifische epileptologische Aspekte nicht erkannt werden. Zahlreiche neurologische Fragestellungen müssen in der diagnostischen und therapeutischen Arbeit bei Patienten mit Entwicklungsstörungen besonders häufig angegangen werden, u. a. gestörter Schlaf, motorische und Schluckstörungen sowie Schmerzen/Schmerzsyndrome. Wichtig ist es, gute Kooperationsmöglichkeiten mit anderen medizinischen Fachgebieten, insbesondere auch mit der Anästhesie zu etablieren. Häufig sind nämlich Zusatzuntersuchungen (z. B. Magnetresonanztomographie) bei dieser Personengruppe nur in Narkose möglich. Eine aufwandgerechte Finanzierung der ambulanten und auch der stationären Versorgung von erwachsenen Menschen mit Entwicklungsstörungen konnte in Deutschland noch nicht erreicht werden.