Erkrankt bald jeder Zweite an Diabetes?

Vier von zehn US-Amerikanern, die heute unter 20 Jahre alt sind, werden wohl im Laufe ihres Lebens an Diabetes erkranken. Bei Afroamerikanern und Latinos in den USA liegt die Wahrscheinlichkeit sogar bei über 50%. Mehr zum Thema Weitere Beiträge finden Sie im Themenschwerpunkt Diabetologie. In den nächsten Jahren ist mit einem dramatischen Anstieg bei der Zahl der Diabetespatienten zu rechnen: Die Diabetesinzidenz nimmt beständig zu, gleichzeitig steigt die Lebenserwartung. Das geht aus einem Report hervor, den Experten von der US-Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) erstellt haben. Ein Team um Edward Gregg von den CDC hat Daten von über einer halben Million US-Bürgern ausgewertet, die bei einem jährlichen US-Survey unter anderem nach einer Diabeteserkrankung befragt worden waren. Sie verglichen dabei die Antworten aus drei Zeiträumen von 1985 bis 2011. Daraus berechneten sie altersbezogene Inzidenzen. Zugleich schauten sie sich die Sterberaten in den jeweiligen Altersgruppen an. Diabetesinzidenz hat sich mehr als verdoppelt Wie sich herausstellte, ist die Diabetesinzidenz in der vergangenen Dekade noch einmal um etwa 50% angestiegen und hat sich im Vergleich zur zweiten Hälfte der 1980er-Jahre mehr als verdoppelt: Erkrankten von den 60- bis 64-jährigen Männern in den 80er-Jahren noch jährlich 0,7% neu an Diabetes, so waren es etwa 20 Jahre später schon 1,7%. Bei den Frauen war der Anstieg in dieser Altersgruppe zwar etwas geringer, hatte sich mit 0,7 auf 1,5% aber ebenfalls mehr als verdoppelt. Zugleich stellten die Forscher einen deutlichen Anstieg der Lebenserwartung fest – und zwar sowohl bei den Nichtdiabetikern als auch bei den Diabetikern. Aufgrund dieser Daten errechneten sie nun das Lebenszeitrisiko für einen Diabetes (Typ 1 und Typ 2). Dieses lag in den 80er-Jahren für Männer unter 20 Jahren noch bei 20%, in den 90er-Jahren bei 24% und im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts bei über 40%. Das Risiko, im Laufe des Lebens einen Diabetes zu bekommen, ist also vor allem in den vergangenen zehn Jahren drastisch gestiegen. Ein ähnlicher, wenn auch nicht ganz so dramatischer Anstieg wurde bei Frauen beobachtet: von 27% in den 80er- auf 30% in den 89er- und knapp 40% in den Nuller-Jahren. Beim Lebenszeitrisiko haben Männer mit Frauen also gleichgezogen. Das höchste Lebenszeitrisiko haben nach den Berechnungen der US-Forscher Frauen afro- und lateinamerikanischer Herkunft (55% und 51%). Gravierende Auswirkung auf Gesundheitssysteme Wenngleich das Risiko für einen Diabetes im vergangenen Jahrzehnt deutlich gestiegen ist, so hat die Krankheit aber etwas von ihrem Schrecken verloren. Für Männer, bei denen in den 80er-Jahren Diabetes im Alter von 40 Jahren festgestellt wurde, ließ sich eine um 7,6 Jahre verkürzte Lebenserwartung berechnen, in den Nuller-Jahren kostete ein Diabetes Männer in der gleichen Situation nur noch 5,8 Lebensjahre. Etwas anders bei Frauen: Sie berappen für einen Diabetes in einer vergleichbaren Lage fast noch genau so viel Lebenszeit wie in den 80er-Jahren (6,8 versus 7,4 Jahre). Für die gesamte Bevölkerung hat die steigende Diabetesinzidenz aber gravierende Folgen: Bezogen auf 1000 Personen ist die Zahl der durch Diabetes verlorenen Lebensjahre innerhalb von etwa 25 Jahren um 45% gestiegen, die Zahl der mit Diabetes verbrachten Lebensjahre hat bei Männern in diesem Zeitraum um 150% und bei Frauen um etwa 70% zugenommen. Als Ursachen für die Diabetesepidemie werden eine steigende Prävalenz von Adipositas, ein zunehmender Konsum von raffinierten Kohlenhydraten und einfachen Zuckern sowie zu wenig Bewegung angesehen. Sollte in Zukunft in den USA und anderen Industrieländern fast jeder zweite Bürger an Diabetes erkranken, dann hätte dies gravierende Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme, prognostizieren die Studienautoren um Gregg.

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