Erschienen in:
16.12.2015 | Leitthema
Fokale genetisch bedingte Epilepsiesyndrome
Neue Erkenntnisse in der Entstehung
verfasst von:
Prof. Dr. med. Bernd A. Neubauer, Prof. Dr. med. Andreas Hahn
Erschienen in:
Clinical Epileptology
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Ausgabe 2/2016
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Zusammenfassung
In der Aufklärung fokaler genetisch bedingter Epilepsiesyndrome wurden in den letzten drei Jahren große Fortschritte erzielt. So wurden Defekte im DEPDC5-Gen, welches ein Protein codiert, das Bestandteil des GATOR1-Komplexes ist, der wiederum eine wichtige Rolle im mTOR-Signalweg spielt, als Ursache fokaler Epilepsien identifiziert. Interessanterweise wurden DEPDC5-Mutationen sowohl bei Kindern mit Rolando-Epilepsie als auch bei Patienten mit kortikalen Dysplasien gefunden. Bei der autosomal dominanten lateralen Temporallappenepilepsie wurde Reelin als ursächliches Gen in 17,5 % der untersuchten Familien identifiziert. Durch Metaanalyse mehrerer großer genomweiter Assoziationsstudien konnte belegt werden, dass Mutationen im SCN1A-Gen bedeutsam sind für die Entstehung häufiger fokaler und generalisierter Epilepsien. Zudem wurde gezeigt, dass auch Mutationen im SCN3A-Gen selten ursächlich für die Entstehung fokaler Epilepsien sein können. In einer Reihe von Studien, die sich mit den genetischen Ursachen bei typischer und atypischer Rolando-Epilepsie befasst haben, konnte nachgewiesen werden, dass Mutationen in den Genen GRIN2A, RBFOX1, RBFOX3 und DEPDC5 sowie eine bestimmte Copy Number Variation (CNV 16p11.2) bei insgesamt 12 % der Patienten pathogenetisch bedeutsam sind. Einzelne der identifizierten Genprodukte sind pharmakologisch beeinflussbar.