2016: Neun wichtige Änderungen für Vertragsärzte

Das neue Jahr beschert Ärzten einige Neuerungen: So ist der EBM an manchen Stellen angepasst worden. Und im Praxisalltag wurde tatsächlich Bürokratie abgebaut. Honorarmäßig mag das neue Jahr für viele Vertragsärzte eine Enttäuschung sein. Zwar steigt die Vergütungssumme um 800 Millionen Euro, tatsächlich wird der Orientierungswert - der Preis für einen Punkt im EBM - aber nur um 1,6 Prozent auf gerade einmal 10,4361 Cent angehoben. Trotzdem kommt Bewegung in das Gebührenwerk: Endlich findet die Telemedizin Einzug in den EBM. Sicherlich, aus Sicht der Versorgung hat der Bewertungsausschuss seine Hausaufgaben hier etwas halbherzig gemacht. Denn bei dem jetzt in Ziffern gegossenen Telemonitoring von Herzpatienten wurden Patienten mit Herzschrittmacher außen vor gelassen. Doch die Selbstverwaltung beginnt nun immerhin, sich mit der Versorgungsrealität, in der telemedizinische Leistungen immer wichtiger werden, auseinanderzusetzen. Einen Schritt voran kommen Kassen und KBV in diesem Jahr in Sachen Bürokratieabbau. Die wichtigsten Änderungen im Überblick: 1. Krankengeldfälle Egal wie lange ein gesetzlich versicherter Arbeitnehmer krank ist, der Arzt muss seit Januar nur noch eine AU-Bescheinigung (Muster 1) ausfüllen. Der lästige Auszahlschein fürs Krankengeld - das Formular 17 - fällt weg. Diesen mussten Arbeitnehmer, die nicht mehr unter die Entgeltfortzahlung fallen, also in der Regel länger als sechs Wochen krank sind, bislang in der Praxis zum Ausfüllen vorbeibringen. Da die Formulare der Kassen nicht einheitlich gestaltet waren, kam es immer wieder zu zeitfressenden Rückfragen bei den Arztpraxen. Auch damit soll laut GKV-Spitzenverband nun Schluss sein. Das Formular wurde nämlich in die AU-Bescheinigung - aber vereinfacht und eben standardisiert - überführt. Und es lasse sich IT-gestützt in den Praxen ausfüllen. Für immerhin im Schnitt 1,8 Millionen Krankengeldfälle pro Jahre könnte es damit "unbürokratischer" werden, so der GKV-Spitzenverband. 2. Entlass-Rezept Krankenhausärzte sollen Patienten bei der Entlassung aus der Klinik unter bestimmten Voraussetzungen ein Rezept ausstellen dürfen. Damit wären die Praxen vor allem kurz vorm Wochenende entlastet, wenn die Patienten mit einer Arznei- oder Hilfsmittelliste aus der Klinik nach Hause geschickt werden und zwangsläufig bei ihrem Hausarzt vorstellig werden. Zusätzlich muss die Klinik den weiterbehandelnden Vertragsarzt rechtzeitig über die medikamentöse Therapie zum Zeitpunkt der Entlassung, die Dosierung und die im Rahmen des Entlassmanagements verordneten Arzneimittel informieren. Sowohl die Verordnung als auch Informationspflicht beinhalten auch Heilmittel und Soziotherapie. Allerdings sind die entsprechenden Richtlinien des GBA noch nicht in Kraft. Da gesetzliche Grundlage jedoch das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz ist, sollte dies zeitnah geschehen. 3. Gesundheitskarte für Flüchtlinge Auch wenn viele Länder noch nicht so weit sind, Asylsuchenden eine Gesundheitskarte auszustellen, die Praxis-EDV kann die Daten bereits seit Januar einlesen. Damit sind auch die Arztpraxen startklar, wenn in ihrer Region die E-Card für Asylsuchende kommt. Ist auf der Karte die Ziffer 9 gespeichert, heißt dies fürs Praxisteam, dass ein eingeschränkter Leistungsanspruch gilt. Die Ziffer ist auch in Formularen und auf Rezepten an der Position "Besondere Personengruppe" anzugeben. Für Asylsuchende, die sich bereits länger als 15 Monate in Deutschland aufhalten, wird hingegen mit der Ziffer 4 kenntlich gemacht, dass der volle Leistungsanspruch der GKV greift. 4. Unbestimmtes Geschlecht auf der E-Card Seit Januar kann auf der elektronischen Gesundheitskarte neben "weiblich" und "männlich" auch ein "unbestimmtes Geschlecht" angegeben werden. Bei Formularen, auf denen das Geschlecht genannt werden soll (Muster 5, 6, 10, 10A, 19 und 30), könnten die Praxen ein "X" eintragen, erklärt die KBV. Wichtig für die Abrechnung: Geschlechtsspezifische Gebührenordnungspositionen des EBM sind nach einem Beschluss des Bewertungsausschusses entsprechend dem organbezogenen Befund (z. B. bei Vorliegen von Testes, Ovarien) berechnungsfähig. Außerdem wurden die Leistungslegenden der GOP 26310 und 26311 für die Urethro(-zysto)skopie des Mannes beziehungsweise der Frau konkretisiert. Bei einer Urethralänge über acht Zentimetern und/oder nicht überwiegend interner Lage der Urethra ist die GOP 26310 berechnungsfähig. Bei überwiegend interner Lage der Urethra und einer Länge von bis zu acht Zentimetern ist hingegen die GOP 26311 oder 08311 anzusetzen. 5. Erste Telemedizinziffer im EBM Rund zwei Jahre haben die Ärzte auf eine Telemedizin-Ziffer im EBM gewartet. Den Aufschlag macht nun die Überwachung von Patienten mit einem Defibrillator oder CRT-System. Die Leistung ist allerdings erst ab April abrechenbar. Und: Herzschrittmacher-Patienten bleiben wie erwähnt vorerst außen vor. Die neue Leistung für Kardiologen trägt die EBM-Nr. 13554 und ist mit 279 Punkten bewertet. Für Kinderkardiologen gibt es die EBM-Nr. 04417 (511 Punkte). Voraussetzung für die Abrechnung ist ein persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt im Jahr zur Überwachung des Implantats. Ein eventuell notwendiger telefonischer Arzt-Patienten-Kontakt kann mit der neuen EBM-Nr. 01438 (88 Punkte) abgerechnet werden. Die Leistungen werden innerhalb der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung (MGV) honoriert. 6. Labor Fürs erste Halbjahr 2016 beträgt die bundeseinheitliche Laborabstaffelungsquote "Q" 91,58 Prozent. Bei der Frage, welche Ärzte Laboruntersuchungen des EBM-Abschnitts 32.3 (Speziallabor) erbringen und abrechnen dürfen, gibt es allerdings erneut eine Schonfrist. Eigentlich sollte es hier bereits zum Januar eine neue Regelung geben , die die Leistungserbringung vom Kern des Fachgebiets abhängig macht. Die Partner des Bundesmantelvertrages hätten diese Anpassung bislang jedoch nicht abschließend prüfen können, berichtet die KBV. Die Frist zur Anpassung wurde daher um ein halbes Jahr auf den 1. Juli 2016 - und damit zum dritten Mal - verschoben. Denn ursprünglich hätte die Regelung schon ab Januar 2014 greifen sollen. 7. Neue Onkologie-Ziffern Die Tumordiagnostik mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET sowie PET/CT) kann nun über den EBM abgerechnet werden (GOP 34700 bis 347003). Die Leistung wird laut KBV außerhalb der MGV und damit extrabudgetär zu festen Preisen honoriert. Für Sachkosten im Zusammenhang mit den neuen Leistungen können Ärzte die ebenfalls neue Kostenpauschale 40584 (255 Euro) bei Verwendung des Radionuklids 18F-Fluordesoxyglukose berechnen. 8. Fristverlängerung für Hörgeräteversorgung Der Bewertungsausschuss hat noch 2015 die Gültigkeit seiner Beschlüsse zur Hörgeräteversorgung verlängert. Damit können Ärzte die erst 2012 neu eingeführten EBM-Ziffern für die entsprechenden Leistungen nun bis Ende 2017 abrechnen. Die Ziffern in den Kapiteln 9 (HNO) und 20 (Phoniatrie und Pädaudiologie) des EBM betreffen vor allem die Neuanpassung, Kontrolle und Nachsorge von Hörgeräten bei Kindern und Erwachsenen (GOP 09372 bis 09375, 20338 bis 20340, 20372 bis 20375, 20377 und 20378). Aber auch einige Zusatzpauschalen, zum Beispiel für die Behandlung von Patienten mit schwer stillbarem Nasenbluten oder die Diagnostik des Tinnitus fallen unter die Fristverlängerung, so die KBV. 9. Impfausweise Seit Januar müssen die Krankenkassen die Kosten für die Erstellung und den Versand von Impfausweisen übernehmen. So sieht es das Präventionsgesetz, das am 25. Juli 2015 in Kraft getreten ist, vor. Hier sollten Ärzte bei ihrer KV nachfragen. Zwar sollen die Kassen das Vorgehen regeln, dies könnte aber ebenso Bestandteil der regionalen Impfvereinbarungen sein.

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Abrechnung: Die aktuellen Änderungen im Blick

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