Darmkrebsvorsorge: Nach dem Nachtdienst sinkt die Adenom-Detektionsrate

Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, braucht es für die Koloskopie im Rahmen der Darmkrebsvorsorge einen ausgeschlafenen Untersucher. Banal, aber wichtig. Hintergrund Es ist bekannt, dass Schlafentzug die kognitive und psychomotorische Funktion in ähnlicher Weise beeinträchtigt wie Alkoholgenuss. Mittlerweile gibt es auch eine Reihe von Untersuchungen, die einen negativen Einfluss eines vorangegangenen Nachtdienstes auf die Wahrnehmung- und Entscheidungsfähigkeit von Ärzten bestätigen. Gerade bei Tätigkeiten wie der Koloskopie, die ein hohes Maß an Konzentration erfordern, könnten Nachtdienste daher die Untersuchungsqualität beeinflussen. Patienten und Methoden Zwischen Juli 2010 und März 2012 wurden in einer Klinik 447 Koloskopien von Gastroenterologen durchgeführt, die in der Nacht vor der Untersuchung Dienst hatten. Bei 126 Koloskopien hatten die Untersucher in der Nacht zuvor mindestens einen Notfalleinsatz absolviert. Die Adenom-Detektionsrate dieser Untersuchungen wurde mit der von 8.734 Kontrolluntersuchungen verglichen, die von ausgeschlafenen Endoskopikern durchgeführt worden waren. Ergebnisse Bei den Untersuchungen der Endoskopiker, die einen dienstlichen Einsatz absolviert hatten, betrug die Adenom-Detektionsrate 30%, in der Kontrollgruppe waren es dagegen 39% (P = 0,043). Dieses schlechtere Ergebnis kam zustande, obwohl die Rückzugszeit bei den Endoskopikern mit Zustand nach Nachtdiensteinsatz mit 15,5 min gegenüber 14,0 min signifikant länger war. Obwohl sie sich also mehr Zeit gelassen hatten (oder langsamer reagierten?), war das Ergebnis der Untersuchung schlechter. Bei den Koloskopien der Endoskopiker mit Zustand nach Nachtdienst, aber ohne nächtlichen Einsatz, bestand dagegen kein signifikanter Unterschied im Vergleich zur Kontrollgruppe. (42% vs.39%). Bei anderen Qualitätsparametern der Koloskopie wie der Intubationsrate des Coecums oder bei den Komplikationen waren keine Unterschiede zwischen den Gruppen feststellbar. Kommentar von Prof. Füeßl "Ein Studie, die es hierzulande nicht geben dürfte" Prof. Dr. med. H. S. Füeßl München × Die Studie berührt ein heißes Thema, das nicht gerne angesprochen wird. Sie spiegelt auch amerikanische Verhältnisse wider, da nach dem deutschen Arbeitszeitgesetz Ärzte nach dem Nachtdienst nach Hause gehen müssen. Allerdings wird gegen dieses Arbeitszeitgesetz in der Praxis oft verstoßen. Man mag einwenden, dass die Studie nur aus einem einzigen Zentrum stammt und die Untersuchungszahl der Ärzte, die eine längere Schlafunterbrechung hatten, ziemlich klein war. Auch erfahren wir aus Datenschutzgründen nicht, wie viele Ärzte der Kontrollgruppe eine zu kurze Schlafdauer aufgrund von außerdienstlichen Aktivitäten hatten. Dennoch beleuchtet die Studie ein wichtiges Thema, das zum Nachdenken anregen sollte. Umso mehr, als in anderen Untersuchungen bekannt ist, dass die Rückzugszeit ebenfalls mit der Adenom-Detektionsrate korreliert. Nachdem die Ärzte der Studiengruppe für die Untersuchung länger brauchten, hätten sie eigentlich mehr Adenome entdecken müssen. Da das Gegenteil der Fall war, könnte die Aufmerksamkeit doch beeinträchtigt gewesen sein. In Deutschland könnte eine derartige Studie nicht publiziert werden, da nicht sein kann, was nicht sein darf. Was in anderen monotonen kontrollierenden Berufen zwingend eingehalten wird, nimmt man in vielen Krankenhäusern nicht so ganz genau. Weitere Beiträge zum Thema lesen Sie in unseren Themenschwerpunkten Diagnostik & "Gastroenterologie".

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