Regelmäßige Calprotectin-Kontrollen erfassen Crohn-Rezidive

Die regelmäßige Messung von Calprotectin im Stuhl leistet einen wertvollen Beitrag zur postoperativen Überwachung von Patienten mit Morbus Crohn. Hintergrund Etwa 70% der Patienten mit Morbus Crohn müssen sich mindestens einmal im Leben einer intestinalen Resektion unterziehen, bei fast drei Viertel ist ein zweiter Eingriff wegen eines Rezidivs erforderlich. Die fortlaufende Überwachung von Patienten mit Morbus Crohn beinhaltet neben der klinischen und laborchemischen Untersuchung auch regelmäßige Endoskopien. Diese Untersuchungen sind für den Patienten belastend und auch nicht ganz risikolos. Die Korrelation zwischen dem etablierten Crohns Disease Activity Index (CDAI) und den endoskopischen Befunden ist bekanntermaßen schlecht. Gleiches gilt auch für das bislang verwendete CRP. Daher besteht Bedarf für leicht zu erhebende Parameter, die besser mit der Krankheitsaktivität und der Gefahr von Rezidiven korrelieren. Patienten und Methoden 135 Patienten mit Morbus Crohn aus 17 australischen und einem neuseeländischen Krankenhaus wurden in eine prospektive randomisierte und kontrollierte Studie einbezogen. Fäkales Calprotectin, CRP und der CDAI wurden jeweils vor dem chirurgischen Eingriff und 6,12 und 18 Monate danach bestimmt. Bei 90 Patienten wurde sechs Monate postoperativ und bei allen Patienten 18 Monate postoperativ eine Ileocoloskopie durchgeführt. Ergebnisse Insgesamt standen 319 Proben von 135 Patienten zur Bestimmung des Calprotectin zur Verfügung. Die mediane Konzentration von Calprotectin vor der Operation betrug 1347 µg/g und fiel sechs Monate danach im Mittel auf 166 µg/g ab. Bei Patienten, die ein endoskopisch bestätigtes Rezidiv erlitten, war das Calprotectin mit 275 vs. 72 µg/g signifikant höher als bei den Patienten ohne Rezidiv. Die kombinierten Calprotectin-Werte 6 und 18 Monate nach der Operation korrelierten mit dem Vorhandensein und dem Schweregrad eines Rezidivs, während dies beim CRP und den CDAI-Score nicht der Fall war. Calprotectin-Werte über 100 µg/g zeigten mit einer Sensitivität von 89% und einer Spezifität von 58% ein Rezidiv an. Der negative prädiktive Wert errechnete sich mit einer 90%. Auf der Basis dieser Daten hätte man bei 47% der Patienten eine Kontroll-Koloskopie vermeiden können. Umgekehrt sagte ein Calprotectin-Wert von unter 51 µg/g mit einem negativen prädiktiven Wert von 79% eine anhaltende Remission vorher. Bei Patienten mit einem endoskopischen Rezidiv, deren Therapie intensiviert wurde, fielen die Calprotectin Werte von 324 µg/g zum Zeitpunkt 6 Monate auf 180 µg/g nach 12 Monaten und 109 µg/g nach 18 Monaten ab. Kommentar von Prof. Füeßl "Calprotectin-Messungen sollten Teil der postoperativen Nachsorge sein" Prof. Dr. med. H. S. Füeßl München × Bei zwei Drittel der Patienten mit Morbus Crohn, die sich einer Operation unterziehen, wird alles Gewebe, das makroskopisch involviert ist, reseziert. Diese Situation eignet sich besonders gut dafür zu untersuchen, ob nichtinvasive Marker für die frühzeitige Erfassung eines Rezidivs und Einleitung einer intensivierten Therapie geeignet sind. Wie die Studie zeigte, ist der Anstieg der Calprotectin-Konzentration ein ausreichend sensitiver Parameter, um Rezidive eines Morbus Crohn zu erfassen. Ein Problem stellt sicher noch der richtige cut-off-Wert dar. Der für die allgemeine Feststellung einer Enteritis etablierte cut-off von 50 µg/g ist für Patienten mit Morbus Crohn sicher zu niedrig gewählt, da diese Patienten wahrscheinlich immer nur mikroskopisch erkennbare entzündliche Veränderungen aufweisen. Wie die Studie zeigt, ist ein cut-off von 100 µg/g mit einem negativen prädiktiven Wert von 90% und der besten Kombination aus Sensitivität und Spezifität wahrscheinlich optimal. In der vorliegenden Studie hatte eine kleine Zahl von Patienten endoskopische Hinweise für ein Rezidiv, obwohl die Calprotectin-Werte normal waren. In diesen Fällen trug auch das CRP nicht zur Erkennung bei. Diese Fälle wird man in Kauf nehmen müssen, wenn man die Zahl endoskopischer Untersuchungen reduzieren will. In der Praxis müssen für die Endoskopie ohnehin Widerstände der Patienten überwunden werden. Der prädiktive Wert einer einzelnen Calprotectin-Bestimmung bei Patienten in endoskopischer Remission sechs Monate nach der Operation hatte nur eingeschränkten Wert für ein Rezidiv nach einem Jahr. Dieser Wert kann allerdings durch wiederholte Calprotectin-Bestimmungen im Abstand von drei Monaten deutlich verbessert werden. Allerdings sollte die Calprotectin-Bestimmung auch gar nicht primär darauf abzielen, Endoskopien zu vermeiden. Vielmehr geht es darum, diejenigen Patienten herauszufinden, bei denen ein positiver endoskopischer Befund zu erwarten ist. Take-home-message Regelmäßige Calprotectin-Bestimmungen im Stuhl sollten in den Algorithmus der postoperativen Überwachung von Patienten mit Morbus Crohn aufgenommen werden.

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