Erschienen in:
16.12.2015 | Leitthema
Genetik epileptischer Enzephalopathien
verfasst von:
Stefan Wolking, Sarah von Spiczak, Prof. Dr. med. Yvonne G. Weber
Erschienen in:
Clinical Epileptology
|
Ausgabe 2/2016
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Zusammenfassung
Epileptische Enzephalopathien sind definiert als Krankheitsverläufe, bei denen die epileptische Aktivität in Form von Anfällen oder EEG-Auffälligkeiten zu zunehmenden Funktionsstörungen des Gehirns führt. Häufig, aber nicht ausschließlich, handelt es sich dabei um früh beginnende und schwer behandelbare Epilepsien. Dazu gehören definierte elektroklinische Syndrome wie z. B. das West-Syndrom oder das Lennox-Gastaut-Syndrom. Im klinischen Alltag ist jedoch eine eindeutige Zuordnung zu den spezifischen Syndromen in vielen Fällen nicht möglich. Diese „nichtklassischen“ epileptischen Enzephalopathien zeigen neben Überschneidungen zu den klassischen Syndromen auch distinkte Charakteristika. Neben strukturellen und metabolischen Ursachen konnten in den letzten Jahren zahlreiche neue Genveränderungen in Zusammenhang mit epileptischen Enzephalopathien nachgewiesen werden. Hierbei wird zunehmend die genetische Heterogenität dieser Erkrankungsgruppe deutlich. Es werden aber auch funktionelle Gemeinsamkeiten der ursächlichen Gene erkennbar. So verursachen verschiedene Gene gleichartige Krankheitsbilder und im Gegenzug können Veränderungen im gleichen Gen sehr unterschiedliche Phänotypen bedingen. Um dieser Tatsache auch im klinischen Alltag gerecht zu werden, bietet insbesondere die Gen-Panel-Diagnostik eine effektive und schnelle diagnostische Methode.
Die Bedeutung der Sicherung der genetischen Diagnose liegt nicht nur in der Ersparnis weiterer, möglicherweise belastender Diagnostik. Sie dient auch der genetischen und prognostischen Beratung und eröffnet zudem zunehmend spezifische Therapieoptionen.
In dieser Übersichtsarbeit werden die wesentlichen epileptischen Enzephalopathien mit entsprechenden genetischen Veränderungen dargestellt.