Erschienen in:
01.03.2016 | Originalarbeit
Gesellschaftliche Aspekte narzisstischer Störungen
verfasst von:
PD Dr. med. Werner Köpp
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 1/2016
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Zusammenfassung
Seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts beschrieben Psychoanalytiker immer wieder, wie sich das Spektrum seelischer Störungen von der neurotischen Konfliktpathologie hin zu strukturellen Störungen der Persönlichkeit verschoben hat. Niemand wird aber mit einer narzisstischen oder antisozialen Haltung geboren. Ausgehend von den Arbeiten Laschs und Ottomeyers wird in
der vorliegenden Arbeit versucht, solche gesellschaftlichen Aspekte in den hoch entwickelten kapitalistischen Ländern zu markieren, die mithelfen, die Menschen loyal gegenüber den sie prägenden oder konfigurierenden Verhältnissen bleiben zu lassen. In diesen Verhältnissen wird das narzisstische Größenselbst des Individuums mit einem idealen Entwurf der Selbst-Verwirklichung zum destruktiven Ideal. Im Fall des Scheiterns bleibt dann scheinbar nur noch folgende Wahl: Entweder das Scheitern wird als persönliche, selbst verursachte Katastrophe und als selbst verursachter schuldhafter Makel – das heißt als verdient – erlebt, oder das Subjekt greift zum „Opium des Kollektivstolzes“, zum Beispiel durch die Identifikation mit der Fußballnationalmannschaft, um die gekränkte Selbstachtung nicht „wahr haben“ zu müssen.