Größeres Brett – höherer Speed – mehr Kopfverletzungen

Trotz des ähnlichen Designs von Skateboard und Longboard zeichnen sich klare Differenzen bei den Verletzungsmustern der verunfallten Fahrer ab. Dies liegt vor allem an dem unterschiedlichen Einsatz der beiden Bretter, wie eine kanadische Studie zeigt. Dossier "Kindernotfälle" Eigentlich ist es nur ein bisschen länger, das Material ist etwas weicher, und die Räder sind größer als bei einem gewöhnlichen Skateboard. Diese Eigenschaften erhöhen die Stabilität des Longboards gegenüber der kleineren Brettversion, reizen damit aber zwangsläufig auch zu einer anderen Fahrweise. So treffen sich Longboardfahrer seltener in der Halfpipe, um neue Sprünge zu üben, sondern überwinden eher große Distanzen und setzen vor allem auf Geschwindigkeit. Angesagt sind insbesondere Downhill-Rennen. Dabei rasen die Kids mit Volldampf den Berg hinunter. Profis unter ihnen bringen es auf Höchstgeschwindigkeiten von über 100 km/h. Ob die Unterschiede zwischen den beiden Brettern auch die Verletzungsmuster bei Unfällen beeinflussen, haben jetzt die Kanadier Glenn Keays vom Montreal Children’s Hospital und Alex Dumas von der University of Ottawa untersucht. Aufgeschreckt wurden die Unfallchirurgen durch Berichte über fünf Longboardfahrer, die in den USA und Kanada im Jahr 2012 tödlich verunglückten. In einer retrospektiven Kohortenstudie verglichen die kanadischen Wissenschaftler anhand der Daten des „Canadian Hospitals Injury Reporting and Prevention Program“ (CHIRPP) 287 Unfälle auf Longboards und 4198 Verletzungen von Jugendlichen, die auf einem Skateboard zu Schaden gekommen waren. Während jeder fünfte verletzte Skateboarder jünger als elf Jahre war, fand sich unter den Longboardern keiner unter elf. Und auch der unterschiedliche Einsatz wurde in dieser Studie deutlich: Nur wenige der Unfälle infolge missglückter Manöver oder Tricks ereigneten sich auf den größeren Brettern (2,4 vs. 41%). Dafür stürzten Longboardfahrer signifikant häufiger als Fahrer herkömmlicher Boards beim Bergabfahren (17 vs. 2%). Unfälle mit motorisierten Verkehrsteilnehmern waren dagegen insgesamt selten (rund 1%). Ungeschützt den Berg runter Die häufigsten Verletzungen betrafen in beiden Gruppen die oberen Extremitäten (50,2 bzw. 50,9%). Dabei handelte es sich überwiegend um Frakturen. Deutliche Unterschiede zeigten sich allerdings bei den Kopf- und Nackenverletzungen. Hier lag der Anteil bei den Longboardern doppelt so hoch wie bei den Skateboardern (23,3 vs. 13,1%). Auch Gehirnverletzungen und schwere neurologische Traumata waren bei Fahrern großer Bretter häufiger (16,4 vs. 5,9% bzw. 8,6 vs. 3,7%). Skateboarder dagegen trugen häufiger Verletzungen der unteren Extremitäten davon (34 vs. 25%). Dass ein Helm bei diesen Sportarten von Vorteil ist, belegen die Anteile schwerer intrakranialer Verletzungen. Sie kamen bei Fahrern ohne Kopfschutz mehr als doppelt so häufig vor wie bei Helmträgern. Doch auf diesem Gebiet ist offenbar noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Denn nur etwa jeder dritte Skateboard- oder Longboardfahrer trug zur Zeit des Unfalls solchen Schutz.

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