Erschienen in:
07.09.2015 | Ventrikuläre Tachykardien | Übersichten
Grundlagen der 12-Kanal-Elektrokardiographie in der Intensivmedizin
verfasst von:
Prof. Dr. H.-J. Trappe
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Das 12-Kanal-Oberflächenelektrokardiogramm (12-Kanal-EKG) ist für die Intensivmedizin, v. a. für die Diagnostik des akuten Koronarsyndroms und von Herzrhythmusstörungen, von großer Bedeutung. Unter den Arrhythmien unterscheidet man Bradykardien (Kammerfrequenz < 50/min) und Tachykardien (Kammerfrequenz > 100/min), die weiter in solche mit schmalen QRS-Komplexen (QRS-Breite < 0,12 s) bzw. breiten QRS-Komplexen (QRS-Breite ≥ 0,12 s) differenziert werden. Besondere Bedeutung kommt bei schmalkomplexigen Tachykardien der Relation von P-Welle und folgendem QRS-Komplex sowie einer elektrischen Alternanz als Hinweis für eine akzessorische Leitungsbahn zu. Tachykardien mit breitem QRS-Komplex können bei supraventrikulären Tachykardien (SVT) mit aberrierender Leitung, bei SVT mit Schenkelblock oder bei Kammertachykardien (KT) auftreten. Bei Tachykardien mit breitem QRS-Komplex sprechen atrioventrikuläre (AV-)Dissoziation, negative oder positive Konkordanz in V1–V6, eine „Kerbe“ in V1 und ein qR-Komplex in V6 bei Linksschenkelblockmorphologie für eine KT, eine R/S-Relation < 1 in V6 bei Rechtsschenkelblockbild ebenfalls für die Diagnose einer KT. Das Oberflächen-EKG hat bei richtiger und systematischer Analyse eine Sensitivität und Spezifität für die korrekte Diagnose einer SVT oder KT von über 95 %. Das EKG ist für die Intensivmedizin unverzichtbar, erfordert aber gute EKG-Kenntnisse und eine systematische Analyse, um zu einer richtigen Diagnose zu kommen.