Erschienen in:
01.05.2014 | Kasuistiken
Herausforderungen im Rahmen der ärztlichen Begleitung einer Forschungsseereise
Ein Erfahrungsbericht
verfasst von:
Dr. C. Schröter, U. Schwarz-Schampera, P. Mommsen, C. Krettek
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Im Rahmen der Erforschung von Rohstoffen am Meeresboden erfolgte durch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) im November 2012 eine Forschungsseereise im Indischen Ozean. Zur medizinischen Absicherung von Schiffsbesatzung und Wissenschaftlern kam es zu einer Kooperation zwischen der BGR und der Klinik für Unfallchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover. Untersuchungen von Schiffsärzten auf Kreuzfahrtschiffen erbrachten, dass ärztliche Konsultationen hauptsächlich aufgrund von respiratorischen Infektionen, abdominellen Beschwerden, genitourethralen Beschwerden und Seekrankheit auftreten. Traumata nehmen einen Anteil von 31–41 % ein. Grundsätzlich gilt nach Di Giovanna et al., dass 97 % aller Notfälle auf Kreuzfahrtschiffen als nicht kritisch einzuschätzen sind und nur 3 % eine sofortige notfallmedizinische Intervention benötigen.
Bereits am Festland gab es Konsultationen aufgrund von Bagatelltraumata infolge von nicht passendem Schuhwerk, Otitis und respiratorische Infektionen. Innerhalb der ersten Seetage stand die Seekrankheit im Vordergrund. Bei starkem Wellengang kam es zu Prellungen. Aufgrund von Bagatellverletzungen und Fremdkörperverletzungen an Händen und Füßen kam es zu Konsultationen. Aufgrund der starken Sonneneinstrahlung kam es zu eingradigen thermalen Schädigungen der Haut. Aufgrund der Klimaanlage kam es zu Konsultationen bei Rhinosinusitis und Konjunktivitis. Besondere Konsultation ist die bukkale Spaltung des Zahns 36. Bei Schmerzarmut konnte auf eine dringende Behandlung verzichtet werden. Bei nächtlichem Bruxismus bestand die Gefahr einer vollständigen Berstung. Zur Protektion wurde eine Behelfsschiene aus drei Viertel der Zirkumferenz einer 2-ml-Spritze gefertigt. Konsultationsgründe und zugehörige Fachdisziplinen der durchgeführten Fahrt ähnelten der allgemeinen Literatur.
Exotische Ziele zur ärztlichen Tätigkeit verführen Urlaubscharakter zu besitzen, benötigen aber eine intensive Planung und Vorbereitung. Für den reibungslosen Ablauf empfiehlt es sich Kontakt zu Bundespolizei, Zoll, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Gewerbeaufsichtsamt und der Zollbehörde des entsprechenden Ziellandes aufzunehmen und offizielle Dokumente und Genehmigungen einzuholen. Es empfiehlt sich, nicht nur speziell auf Notfallsituationen, sondern auch auf allgemeinmedizinische und dentale Problemstellungen vorbereitet zu sein. Ein gewisses Maß an Improvisation bei der Behandlung spezieller Gesundheitsprobleme ist nicht zu vermeiden.