Erschienen in:
04.01.2016 | Nacken- und Rückenschmerz | Originalien
Hirnmetabolische Veränderungen bei chronischem Rückenschmerz
Studie unter Berücksichtigung von klinischen und psychischen Parametern
verfasst von:
L. Janetzki, A. Gussew, R. Malessa, U. Habenicht, J.R. Reichenbach, B. Strauß, C. Borys
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 2/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Chronifizierung von Schmerzen und die damit verbundenen psychologischen Beeinträchtigungen stehen im Zusammenhang mit Änderungen des Neurotransmitterstoffwechsels in schmerzverarbeitenden Hirnregionen, z. B. dem anterioren cingulären Kortex (ACC) und insulären Kortex. In dieser Studie wurde die Magnetresonanzspektroskopie (1H-MRS) genutzt, um Neurotransmitter im Gehirn in vivo zu quantifizieren und ein schmerzbegleitendes Ungleichgewicht zwischen erregend (glutamatergen) und hemmend wirkenden (GABAergen) Neurotransmittern bei Patienten mit chronischen unspezifischen Rückenschmerzen nachzuweisen sowie den Zusammenhang zu psychologischen und klinischen Befunden zu untersuchen.
Material und Methoden
Bei 19 Patienten mit chronischen unspezifischen Schmerzen (> 3 Monate) im Rückenbereich sowie bei 19 nach Alter und Geschlecht parallelisierten gesunden Kontrollpersonen wurden einerseits soziodemografische, psychologische und Schmerzmerkmale mittels Fragebogen erfasst, andererseits wurden Glutamat und GABA sowie Glutamat/GABA-Verhältnisse im ACC und im insulären Kortex mittels 1H-MRS quantifiziert.
Ergebnisse
Glutamat/GABA-Verhältnisse von Patienten und Kontrollpersonen zeigten eine hohe Varianz. Ein signifikanter Unterschied konnte nicht nachgewiesen werden. Signifikante Einflussvariablen im Regressionsmodell waren Ängstlichkeit als Prädiktor für eine Glutamatverringerung sowie Depressivität und Alter als Prädiktoren für reduziertes GABA im ACC. In der Patientengruppe zeigte sich ein signifikanter Einfluss der Schmerzstärke auf GABA und Glutamat in der Insula.
Schlussfolgerungen
Trotz der einheitlichen Diagnose „chronischer unspezifischer Rückenschmerz“ zeigte sich eine große Varianz der Neurotransmitter in den schmerzverarbeitenden Hirnregionen, die nur unter Einbeziehung klinischer und psychologischer Parameter wie Schmerzintensität und Depressivität erklärt werden kann.