Erschienen in:
01.11.2015 | Nierentransplantation | Leitthema
Impfungen vor und nach Nierentransplantation
verfasst von:
PD Dr. B. Höcker, M. Aguilar, B. Tönshoff
Erschienen in:
Die Nephrologie
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Ausgabe 6/2015
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Zusammenfassung
Die Prävention von Infektionen durch Impfung gehört zu den grundlegenden Aufgaben der Pädiatrie und ist insbesondere auf dem Gebiet der Organtransplantation von entscheidender Bedeutung. Zur Rejektionsprophylaxe müssen sich Transplantierte in der Regel einer lebenslangen medikamentösen Immunsuppression unterziehen. Infolgedessen zeigen inaktivierte Totimpfstoffe nach Transplantation häufig eine deutlich herabgesetzte Immunogenität, während attenuierte Lebendvakzine die Gefahr disseminierter Infektionen bergen und daher nach Transplantation nicht zu empfehlen sind. Aus diesem Grund sollte der Impfstatus insbesondere von Kindern und Jugendlichen, aber ggf. auch von Erwachsenen auf der Warteliste bereits vor Transplantation komplettiert werden. Neben der Einhaltung der Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO) sind zusätzliche Impfungen gemäß den Leitlinien der American Society of Transplantation (AST) und der Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) Transplant Work Group erforderlich. Hierzu zählen u. a. diejenige gegen Hepatitis A und die jährliche Influenzaimpfung. Nach Transplantation sind attenuierte Lebendimpfstoffe, beispielsweise gegen Masern, Mumps, Röteln, Varizellen, Rotaviren, Gelbfieber, Influenza (intranasaler Impfstoff) und Poliomyelitis (oraler Impfstoff), kontraindiziert. Eine Lebendimpfung nach Transplantation sollte im Expositionsfall nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Analyse erwogen werden und die Ausnahme von der Regel bleiben. Regelmäßige Impftiterbestimmungen und ggf. Auffrischimpfungen mit inaktivierten Totimpfstoffen nach Transplantation sind hingegen zu empfehlen. Darüber hinaus sollten enge Kontaktpersonen wie Familienmitglieder und medizinisches Personal zum Schutz von nierentransplantierten Patienten einen kompletten Impfstatus im Sinne einer sog. Herdenimmunität aufweisen.