Erschienen in:
01.04.2015 | Leitthema
Innerklinische Reanimation
Entscheidende Maßnahmen für das Outcome
verfasst von:
PD Dr. M. P. Müller, T. Jantzen, S. Brenner, J. Gräsner, K. Preiß, J. Wnent
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 4/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
In Deutschland werden jährlich ca. 18 Mio. Patienten stationär in Krankenhäusern behandelt. Auf Basis internationaler publizierter Daten kann die Zahl innerklinischer Reanimationen in Deutschland auf etwa 54.000/Jahr geschätzt werden. Bei diesen innerklinischen Reanimationen ist die strukturierte Behandlung entsprechend der aktuellen wissenschaftlichen Evidenz essenziell.
Ziel der Arbeit
Die innerklinische Reanimation weist im Vergleich zur Reanimation im Rettungsdienst einige Besonderheiten auf, die in dieser Arbeit herausgestellt werden.
Material und Methoden
Grundlage dieses Beitrags sind die 1992 erstmals veröffentlichten internationalen Leitlinien für die kardiopulmonale Reanimation („cardiopulmonary resuscitation“, CPR) durch den European Resuscitation Council (ERC) und die American Heart Association (AHA) sowie ihre Überarbeitungen (aktuelle Version, 2010). Des Weiteren werden die Ergebnisse einiger aktueller Studien vorgestellt, die in den Leitlinien von 2010 noch nicht berücksichtigt werden konnten.
Ergebnisse
Die wichtigste Maßnahme stellen qualitativ hochwertige und möglichst ununterbrochene Thoraxkompressionen dar. Die Defibrillation sollte bei defibrillierbaren Herzrhythmen innerhalb von weniger als 2 min nach Kollaps erfolgen. Ob die Ausstattung der Kliniken mit automatisierten externen Defibrillatoren einen Überlebensvorteil bringt, ist nicht gesichert. Die endotracheale Intubation stellt den Goldstandard der Atemwegssicherung dar. Bei der innerklinischen Reanimation sind meistens erfahrene Ärzte in die Intubation involviert, vor dem Eintreffen des Notfallteams kann der Einsatz supraglottischer Atemwegshilfen die Unterbrechungen der Thoraxkompressionen minimieren. Die Verwendung von Feedbacksystemen für die Thoraxkompressionen ist hilfreich, die meisten Systeme schätzen jedoch die Drucktiefe v. a. bei im Bett liegenden Patienten falsch ein. Für die verfügbaren mechanischen Thoraxkompressionssysteme konnte bisher kein Nutzen nachgewiesen werden. Auch nach innerklinischer Reanimation stellt die milde therapeutische Hypothermie nach wie vor das Verfahren der Wahl zur Neuroprotektion in der Postreanimationsbehandlung dar.
Schlussfolgerung
Besondere Bedeutung hat die Prävention des Herz-Kreislaufstill-Stands. Es sind einheitliche und niederschwellige Kriterien für die Alarmierung des medizinischen Notfallteams zu definieren, um kritisch kranke Patienten vor Eintreten eines Herz-Kreislauf-Stillstands rechtzeitig identifizieren und behandeln zu können.