Erschienen in:
01.11.2014 | Leitthema
Insulin oder Chirurgie?
Die Sicht des Diabetologen
verfasst von:
Prof. Dr. M. Blüher
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 11/2014
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Zusammenfassung
Adipositas führt zu einem bis zu 9-fach erhöhten Risiko für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes. Die konservative Therapie des Typ-2-Diabetes mit Lebensstilveränderungen und medikamentösen Interventionen kann häufig ein Fortschreiten der Erkrankung und die Manifestation von Diabeteskomplikationen nicht verhindern. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die bariatrisch-metabolische Chirurgie eine wirksame Therapiealternative für Patienten mit Typ-2-Diabetes und Adipositas ist. Im Direktvergleich in randomisierten klinischen Studien sind chirurgische Verfahren zur Behandlung von Adipositas und Typ-2-Diabetes im Hinblick auf die Reduktion der Gesamtmortalität sowie Verbesserungen der Blutzuckereinstellung, der Hypertonie und des Lipidstoffwechsels der konservativen Therapie überlegen. Dem gegenüber stehen Risiken der metabolischen Chirurgie wie akute perioperative Komplikationen und längerfristig defiziente Mikronährstoffversorgung oder psychologische Probleme. Insgesamt sind die Ergebnisse der chirurgischen Therapie von adipositasassoziiertem Typ-2-Diabetes aber vielversprechend. Allerdings spielt die metabolische Chirurgie bisher in den aktuellen Leitlinien und Therapiealgorithmen zur Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes nur eine untergeordnete Rolle oder taucht gar nicht als Therapieoption auf. Aus meiner Sicht sollte aber die metabolische Chirurgie in Zukunft zu einem früheren Zeitpunkt der Behandlung des Typ-2-Diabetes in Betracht gezogen werden und nicht länger als letzte Therapieoption angesehen werden.