Jeder zweite Typ-2-Diabetiker hat Erfahrung mit Hypoglykämien

Hypoglykämien sind bei Typ-2-Diabetikern weit verbreitet. Das gilt insbesondere, aber nicht ausschließlich für Patienten unter Insulin. Aus klinischen Studien lässt sich kaum rückschließen, wie häufig Typ-2-Diabetiker im Alltag in den Unterzucker kommen. Patienten mit hohem Hypoglykämierisiko werden von diesen Studien meistens ausgeschlossen, die Teilnehmer sind hochmotiviert und gut geschult, ihre Therapien studienspezifisch und eng überwacht. Britische Ärzte haben daher eine Metaanalyse von bevölkerungsgestützten Beobachtungsstudien unternommen, um Prävalenz und Inzidenz von Hypoglykämien unter realen Bedingungen abschätzen zu können. 46 Studien aus den Jahren 1998 bis 2013 wurden in die Analyse einbezogen. Insgesamt waren über 530.000 Typ-2-Diabetiker beteiligt, fast alle aus Europa und den USA. Die Häufigkeit von Hypoglykämien war mit Hilfe von Fragebogen, durch Akten von Notfallambulanzen oder Versicherungen oder in Tagebüchern erfasst worden. Eine schwere Hypoglykämie pro Jahr bei Insulinpatienten Als leicht bis mittelschwer galten Hypoglykämien, sofern sie keinen Beistand Dritter erforderlich machten. 45% der Diabetiker hatten solche Episoden im jeweiligen Beobachtungszeitraum erlebt. Dieses Intervall reichte von einem Monat bis zu 22 Jahren, in den meisten Untersuchungen wurden aber zwölf Monate erfasst. Schwere Unterzuckerungen mit der Notwendigkeit fremder Hilfe waren bei 6% der Patienten aufgetreten. Die höchsten Prävalenzen gab es bei insulinpflichtigen Typ-2-Diabetikern: 52% für leichte bis mittelschwere und 21% für schwere Unterzuckerungen. Andere Therapieregime, die einen Sulfonylharnstoff einschlossen, hatten bei 33% der Patienten zu höchstens mittelschweren und bei 5% zu schweren Hpyoglykämien geführt. Aber auch bei Therapien ohne Insulin und ohne Sulfonylharnstoff hatte sich bei 5% der Patienten mindestens einmal eine schwere Unterzuckerung eingestellt. Aussagen über die Prävalenzen unter weiteren Antidiabetika(-kombinationen) sind anhand der Datenlage nicht möglich. Pro Personenjahr war es in der Gesamtgruppe der Typ-2-Diabetiker zu 19,03 leichten/mittelschweren und 0,80 schweren Hypoglykämien gekommen. Bei Insulinanwendern erreichten die entsprechenden Inzidenzen 23,31 und 1,05, bei Patienten mit einem Sulfonylharnstoff 1,92 und 0,01 pro Personenjahr. Zur Abschätzung weiterer Inzidenzen fehlten die Daten. Patienten besser schulen Prävalenz- und Inzidenzraten in den einzelnen Studien waren sehr heterogen. Die Studienautoren um Chloe L. Edridge vom Leicester General Hospital vermuten, dass dies mit dem Fehlen einer einheitlichen exakten Definition von Hypoglyämien, der unterschiedlichen Erfassung dieser Komplikationen und den unterschiedlich langen Beobachtungsintervallen zusammenhängt. Sie betonen allerdings, dass schwere hypogklykämische Episoden im Alltag sehr viel häufiger seien als in klinischen Studien. Die britischen Ärzte sehen daher „dringenden Bedarf“, mehr Aufmerksamkeit für diese Komplikation zu schaffen. Außerdem müsste das Risiko von Hypoglykämien bei der Therapieauswahl und bei der Festlegung von individuellen Blutzuckerzielen berücksichtigt und in Schulungsprogrammen stärker thematisiert werden.

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