Erschienen in:
01.03.2015 | Originalarbeit
Kann eine (Lehr-)Analyse „ungültig“ sein?
verfasst von:
Dr. phil. Dipl.-Psych. Wolfgang Schmidbauer
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
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Ausgabe 1/2015
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Zusammenfassung
Anlässlich der Forderung, Lehranalysen „abzuerkennen“, wenn der Lehranalytiker die Abstinenz nicht aufrechterhalten hat, wird die Rolle der Lehranalyse im Erwerb der beruflichen Haltung und Identität des Psychoanalytikers problematisiert. Der Autor diskutiert die Frage, was eine Analyse gültig macht und ob ein Urteil von außen über diese Frage triftiger sein kann als die Selbsteinschätzung des Analysanden. Er plädiert für eine klare Trennung zwischen Selbsterfahrung während der Ausbildung und allen Urteilen über die berufliche Qualifikation und die erfolgreiche Arbeit mit Patienten. Die Lehranalyse hat schon früh in der Geschichte der Psychoanalyse Macht und Rivalität verschleiert. Freuds Forderung, die Eigenanalyse alle fünf Jahre zu erneuern, wird modifiziert zur Forderung, an einer Intervisionsgruppe teilzunehmen, die das gesamte Arbeitsleben der „neuen Helfer“ begleiten sollte, um sie vor regressiven Entprofessionalisierungen zu bewahren. Diese Forderung sollte gerade für Lehranalytiker gelten, die grundsätzlich durch Regressionen in Selbstgerechtigkeit gefährdet sind.