Erschienen in:
01.12.2015 | Schwerpunkt
Kardiovaskuläre Beurteilung und Management vor nichtkardialen Eingriffen
Kommentar zur neuen ESC/ESA-Leitlinie 2014
verfasst von:
Dr. E.S. Kehmeier, V.T. Schulze
Erschienen in:
Herz
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Ausgabe 8/2015
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Zusammenfassung
Im August 2014 hat die Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology, ESC) gemeinsam mit der Europäischen Gesellschaft für Anästhesie (European Society of Anaesthesiology, ESA) eine neue Leitlinie zur präoperativen Risikoeinschätzung und zum perioperativen Management bei nichtkardialen Eingriffen veröffentlicht. Epidemiologische Daten unterstreichen die Relevanz dieser Leitlinie: In Europa ist bei etwa 5,7 Mio. Prozeduren/Operationen pro Jahr bei Patienten mit erhöhtem kardialen Risiko mit mindestens 167.000 kardialen Komplikationen, 19.000 davon lebensbedrohlich, zu rechnen. Die Bedeutung vaskulärer Erkrankungen/Komorbiditäten auf das postoperative Ergebnis einerseits und der positive Einfluss von Strategien zur Risikoreduktion andererseits sind die Rationale der vorgestellten Leitlinie. Diese Neufassung rückt vor allem die klinische Einschätzung in den Vordergrund. Die Bedeutung der funktionellen Leistungsfähigkeit und der prognostische Wert von Risikoindizes werden hervorgehoben. Weiter wurden klare Kriterien für die Entscheidungsfindung bezüglich einer präoperativen Stresstestung oder einer Koronarangiographie festgelegt. Die Einstufung des operationseigenen Risikos wurde überarbeitet, zudem wird die gemeinsame Entscheidung im multidisziplinären Team bei Hochrisikoeingriffen betont. Grundlage der Risikobewertung ist ein Entscheidungsbaum, der das individuelle Risiko des Patienten und das der Operation zugrunde liegende Risiko berücksichtigt und daran entlang Empfehlungen zu weiteren Maßnahmen gibt. Erstmalig werden Empfehlungen zum perioperativen Regime bei dualer Plättchenhemmung und zu neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) ausgesprochen.