Erschienen in:
24.11.2015 | Originalien
Kein verbessertes Überleben bei schwerstverletzten Patienten durch die präklinische Intubation
Eine retrospektive Datenanalyse mit Matched-pair-Analyse
verfasst von:
Dr. C. Schoeneberg, M.A., A. Wegner, M. D. Kauther, M. Stuermer, T. Probst, S. Lendemans
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 4/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
In sämtlichen Ausbildungsprogrammen zur Traumabehandlung und auch in der S3-Leitlinie „Polytrauma/Schwerverletztenbehandlung“ wird eine Intubation bei einem Glasgow-Coma-Scale(GCS)-Wert von kleiner als 9 empfohlen. Die vorhandene Evidenz für diese Aussage ist jedoch eher gering. Diese Studie analysiert den Effekt der präklinischen Intubation auf die Mortalität bei schwerstverletzten Patienten mit einem GCS < 9.
Methodik
Die retrospektive Auswertung wurde für die Jahre 2002 bis 2012 vorgenommen. Es wurden die Daten aus der Klinik der Autoren für das Traumaregister der DGU® verwendet. Nach Anwendung der Einschlusskriterien, ISS ≥ 16, GCS < 9 und primäre Verlegung vom Unfallort, verblieben 455 Patienten. Zusätzlich erfolgte eine Matched-pair-Analyse von 62 Patienten.
Ergebnisse
In beiden Analysen fand sich keine verbesserte Mortalitätsrate nach Intubation. In der retrospektiven Analyse war der systolische Blutdruck bei Ankunft im Schockraum signifikant geringer. Intubierte Patienten erhielten in allen Phasen der Behandlung signifikant mehr Volumen infundiert. Die präklinische Rettungszeit war in der Gruppe der Intubierten signifikant verlängert. In der Matched-pair-Analyse fand sich als signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen lediglich noch das höhere infundierte Volumen in der Gruppe der intubierten Patienten. Diese Patienten hatten beim Eintreffen im Schockraum auch eine bessere periphere Sauerstoffsättigung. Weitere Unterschiede zwischen den Gruppen konnten nicht gefunden werden.
Zusammenfassung
Die präklinische Intubation bei GCS < 9 scheint zu keinem besseren Outcome zu führen. Die präklinische Intubation war mit einem erniedrigten systolischen Blutdruck bei Ankunft, einer Verlängerung der präklinischen Rettungszeit und mit einer erhöhten Volumensubstitution vergesellschaftet.