Erschienen in:
01.05.2015 | Behandlungsprobleme
Konfrontationstherapie bei Zwillingen mit Emetophobie
verfasst von:
Julia Schwidder, Ann-Kristin Klimm, Merle Lewer, Dr. Tobias Teismann
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 3/2015
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Auszug
Die eineiigen Zwillingsschwestern Agnes H. und Hannah H. (Namen verändert) kommen wegen starker Angst vor dem Erbrechen in die psychotherapeutische Ambulanz. Zum Zeitpunkt des Therapiebeginns sind sie 22 Jahre alt. Hannah H. lebt mit ihrem Partner zusammen und befindet sich in einer Ausbildung. Ihre Schwester lebt im Elternhaus und studiert. Beide berichten, seit 2003 unter der starken Angst, sich erbrechen zu müssen oder zu erleben, wie jemand anderes sich erbricht, zu leiden. Infolge dieser Angst schildert Hannah H., dass sie Krankenhäuser, Imbissbuden oder Freizeitparks vermeide, da dies nach ihrer Einschätzung Orte seien, an denen andere sich erbrechen könnten, man eine Lebensmittelvergiftung erleiden könne bzw. eine Ansteckung mit Magen-Darm-Keimen sehr wahrscheinlich sei. Agnes H. meidet aus den gleichen Gründen Krankenhäuser, Arztpraxen, Menschenmengen und sämtliche Orte, an denen sie auf alkoholisierte Menschen treffen könnte. Beide geben an, dass sie nur unter intensivem Angsterleben TV-Sendungen schauen können, in denen jemand erbrechen könnte. Des Weiteren vermeidet es Agnes H. aus Angst vor Übelkeitserleben, mit dem Auto zu fahren. Ihre Zwillingsschwester kann sich trotz Kinderwunsch nicht vorstellen, schwanger zu werden. Beide können nur in der eigenen Wohnung essen, da sie besorgt sind, in Restaurants schlechte oder abgelaufene Lebensmittel serviert zu bekommen. Ferner vermeidet Hannah H. bewusst Lebensmittel, wie z. B. Fisch, Sushi, Mett oder Kiwis. Auch achte sie besonders auf das Haltbarkeitsdatum von Lebensmitteln und vermeide es, abgelaufene oder bald ablaufende Speisen zu sich zu nehmen. Medikamente werden von keiner der beiden als Sicherheitssignal verwendet und/oder missbräuchlich genutzt. Beide Frauen geben Panikattacken an, wenn andere Personen von Übelkeit berichten bzw. sie selber leichte Übelkeit erleben würden. Die Schwestern weisen einen Body-Mass-Index im Normalbereich (21,2 bzw. 21,9 kg/m2) auf. …