Erschienen in:
01.12.2014 | Übersichten
Langzeiteffekte der tiefen Hirnstimulation bei Bewegungsstörungen
Eine literaturbasierte Analyse
verfasst von:
Dr. O. Eberhardt, T. Reithmeier, H. Topka
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 12/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die tiefe Hirnstimulation (THS) bei Bewegungsstörungen findet zunehmende Verbreitung, doch bestehen Unsicherheiten hinsichtlich der Langzeitwirksamkeit des Verfahrens.
Fragestellung
Die vorliegende Arbeit versucht anhand publizierter Langzeitdaten zu klären, inwieweit die THS ein effektives und sicheres Verfahren in der Behandlung geeigneter Patienten mit therapieschwierigen Bewegungsstörungen darstellt.
Material und Methode
Es wurden alle publizierten Studien mit mindestens 5-jähriger Laufzeit zur THS bei der Parkinson-Krankheit, dem essenziellen Tremor und (vorrangig generalisierte) Dystonien ausgewertet.
Ergebnisse
Dreiundzwanzig Langzeitstudien zur THS bei der Parkinson-Krankheit, 7 Studien beim essenziellen Tremor und 14 Studien bei Dystonien konnten ausgewertet werden. Zusammenfassend lassen sich nach mindestens 5-jähriger Verlaufsbeobachtung durchschnittliche Besserungsraten gängiger Motorscores bei der Parkinson-Krankheit mit Nuc.-subthalamicus-Stimulation um 40 %, beim essenziellen Tremor um 50 % und bei Dystonien um 60 % beobachten. Eine tendenzielle Wirkabnahme ist bei der Parkinson-Krankheit zu beobachten, die vorwiegend auf die Progression wenig stimulationsresponsiver Symptome (Dysarthrie, axiale Symptome) zurückzuführen ist. Zu den langfristig abnehmenden Effekten auf Marker der Lebensqualität tragen insbesondere die progredienten nichtdopaminergen Symptome bei. Beim essenziellen Tremor existiert offenbar eine Untergruppe von Patienten, die langfristig weniger von einer THS profitiert, ohne dass bisher prognostische Marker etabliert wurden. Auch hierbei scheint eher die Krankheitsprogression als ein intrinsischer Wirkverlust eine Rolle zu spielen. Die langfristigen Besserungsraten bei sekundären Dystonien sind variabler und insgesamt weniger positiv als bei primären Dystonien.
Schlussfolgerungen
Die THS bei Bewegungsstörungen stellt nach publizierten Daten auch langfristig (≥ 5 Jahre) eine relativ sichere und effektive Behandlungsmethode für ausgewählte Patienten dar, auch wenn krankheitsimmanente Faktoren die Langzeitergebnisse modifizieren.