Erschienen in:
31.01.2015 | Originalien
Langzeitoutcome nach Polytrauma im erwerbsfähigen Alter
Eine prospektive Datenerhebung an einem Schweizer Traumazentrum
verfasst von:
Prof. Dr. T. Gross, F. Amsler
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
|
Ausgabe 11/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Angesichts bislang fehlender Angaben in der Literatur interessierten uns die Invaliditätsraten sowie Versicherungsleistungen nach erlittenem Polytrauma in der Schweiz. Insbesondere der mögliche Einfluss demographischer, Trauma- und Behandlungsfaktoren wie subjektiver und objektiver Langzeitoutcomeparameter auf die erhobenen Versicherungsangaben sollte untersucht werden.
Methodik
Klinische und sozioökonomische Parameter von 145 Überlebenden im arbeitsfähigen Alter nach Polytrauma wurden an einem Schweizer Traumazentrum (Universitätsspital Basel) prospektiv über mindestens 2 bzw. 4 Jahre nach Unfall erfasst. Der Zusammenhang mit seitens des Schweizer Unfallversicherers Suva zur Verfügung gestellter Versicherungsangaben (n = 63) wurde uni- und multivariat überprüft und Suva-Versicherte mit den übrigen Versicherten verglichen.
Ergebnisse
Der Invaliditätsgrad Suva-versicherter Polytraumapatienten lag beim untersuchten Kollektiv im Mittel bei 43 %, die Suva rechnete mit Kosten von über 1 Mio. Schweizer Franken pro Verletztem. Univariat fanden sich wenige, mäßige Zusammenhänge (maximal r = 0,37) mit einer resultierenden Invalidität, multivariat signifikant v. a. für das Alter und das Sequential Organ Failure Assessment (SOFA), welche je 11 bzw. 15 % Voraussagekraft besaßen (p = 0,001; korrigiertes R2 = 0,26). Unter den Langzeitoutcomeparametern korrelierte der objektive Invaliditätsgrad univariat mit Lebensqualitätsscores wie dem EQ-5D (Euro Quality of Life Group health-related quality of life on five dimensions, 0,64) fast so stark wie mit der seitens Patienten angegebenen Verschlechterung der Arbeitsfähigkeit (0,7).
Diskussion
Die im Langzeitverlauf nach Polytrauma resultierende Invalidität ließ sich nur beschränkt anhand der Unfalldaten abschätzen. Angesichts der klinischen und sozioökonomischen Relevanz sind vergleichbare Analysen unter Einbezug aller Versicherungsträger zu fordern.