Laut Prognos ist kalkulatorischer Arztlohn überflüssig

Vertragsärzten bleibt bereits ohne die Anpassung des kalkulatorischen Arztlohns im EBM ein ordentliches Ertragsplus. So lautet das Fazit einer jetzt vom GKV-Spitzenverband veröffentlichten Prognos-Studie. Äußerst zäh verliefen die Honorarverhandlungen zwischen Kassen und KBV im Sommer. Das Ergebnisist für Ärzte eher enttäuschend: Um gerade einmal 1,6 Prozent soll der Orientierungswert – der Preis für die vertragsärztliche Leistung – 2016 steigen. Nun hat der GKV-Spitzenverband endlich die damals kurzfristig in die Verhandlungen eingebrachte neue Prognos-Studie veröffentlicht. Diese greift vor allem die von der KBV vorgebrachte Forderung nach einem angemessenen Arztlohn an, der über den EBM abgebildet werden soll. Plus von 6,8 Prozent Als schlichtweg „überflüssig“ beurteilt das Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos die zusätzliche Aufnahme eines Arztlohns in den Verhandlungen um den Orientierungswert. Um dies zu belegen, hat das Unternehmen mithilfe der vom Statistischen Bundesamt erhobenen Kostenstrukturanalyse in Arztpraxen aus 2007 und 2011, dem Mikrozensus und dem Bundesarztregister eine Modellrechnung für die Jahre 2011 bis 2014 vorgenommen. Dabei zeigt sich: Der durchschnittliche Reinertrag aus vertragsärztlicher Tätigkeit ist seit 2011 um 2,2 Prozent je Arzt und Jahr gestiegen. Insgesamt legte der Reinertrag je Arzt in den Jahren 2011 bis 2014 um 6,8 Prozent zu. Die Rechnung ist einfach: Es werden von den Gesamteinnahmen aus GKV-Tätigkeit (inkl. Selektivverträge) die Gesamtaufwendungen anteilig dieser GKV-Leistungen abgezogen – das Ergebnis wird durch die Zahl der teilnehmenden Ärzte geteilt. Prognos stellt hierbei allerdings die angestellten Ärzte den Praxisinhabern gleich und bezieht sie in die Einkommensrechnung ein. Auch eine Unterscheidung nach Fachrichtungen findet nicht statt, weil bei der Kalkulation der Punktzahlen im EBM ebenfalls ein „kalkulatorischer Arztlohn für alle Arztgruppen“ unterstellt werde. Trennschärfe fehlt zudem bei den Praxisaufwendungen: Eine echte Aufteilung in Aufwand, der durch kassenärztliche und solchen, der durch privatärztliche Leistungen verursacht wurde, ist nicht möglich. Bezogen auf die geleisteten Arztstunden soll der Reinertrag sogar um im Schnitt 4,3 Prozent pro Arzt und Jahr gestiegen sein, für den gesamten Zeitraum um 11,9 Prozent. Das liege daran, dass die über den Mikrozensus ermittelte Wochenarbeitszeit der Ärzte in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen sei. Demnach sank die tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit aller Ärzte, die in Arztpraxen tätig sind, im Schnitt von 42,6 Stunden in 2011 auf 40,2 Stunden in 2014. Dieser Rückgang habe selbst durch einen Anstieg der Gesamtzahl der praktizierenden Ärzte (+3,5 Prozent) nicht ausgeglichen werden können. Insgesamt sank das ärztliche Arbeitsvolumen seit 2011 um 2,5 Prozent. Dafür sei insbesondere der Anstieg der angestellten Ärzte, deren Zahl von 2011 bis 2014 um 35,2 Prozent zugenommen hat, verantwortlich, heißt es. Die Zahl der Praxisinhaber ist hingegen laut Prognos um 0,5 Prozent pro Jahr leicht zurückgegangen. Debatte um Kostendegression Auch wenn sich die Versorgungsrealität damit auf weniger Praxen zu konzentrieren scheint, die Wirtschaftsforscher führen erneut ihre Diskussion um die Produktivität der Praxen und die Kostendegression an. Beide würden bislang ebenfalls nicht in den Verhandlungen zum Orientierungswert berücksichtigt. Wodurch die durchschnittlichen Einkommen der teilnehmenden Ärzte in 2013 und 2014 (2010 bis 2012 war der Orientierungswert gesetzlich eingefroren) stärker als das vom Bewertungsausschuss angeführte Referenzeinkommen (Oberarztgehalt bei einer 51 Stundenwoche) gestiegen seien. Das Bruttogrundgehalt eines Oberarztes an einer kommunalen Klinik habe sich in diesem Zeitraum um 2,2 Prozent erhöht. Die Bruttoleistung je Arzt sei um 1,9 Prozent gestiegen. Mitsamt der Kostendegression – also der Annahme, dass mit der Erbringung zusätzlicher Leistungen die Kosten sinken – und der Produktivitätssteigerung, ist der Reinertrag je Arzt um 3,4 Prozent gestiegen. Hätte man bei den Verhandlungen fürs Jahr 2014 zusätzlich den Arztlohn berücksichtigt, hätte der Reinertrag je Arzt sogar um 6,8 Prozent zugelegt, heißt es. Zi übt Kritik Rund 20 Prozent würden die niedergelassenen Ärzte nach wie vor mehr als ihre angestellten Kollegen erbringen, moniert das Zentralinstitut der kassenärztlichen Versorgung (Zi). Die von Prognos vorgelegte Argumentation berücksichtige zudem nicht den Investitionsstau in den Praxen. Auch die Infaltionsrate komme zu kurz.

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