Laryngorhinootologie 1991; 70(6): 326-329
DOI: 10.1055/s-2007-998047
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zum Verlauf der vestibulären Frühkompensation nach akuter Labyrinthschädigung

Klinisch-experimentelle LängsschnittstudieOn the Course of Ear Vestibular Compensation After Acute Labyrinthine LesionsU. Lockemann, M. Westhofen
  • HNO-Klinik des Universitäts-Krankenhauses Eppendorf (Direktor: Prof. Dr. U. Koch), Hamburg 20
Further Information

Publication History

Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Die vorliegende Studie beschreibt Eigenheiten des zeitlichen Ablaufs der vestibulären Kompensation am Menschen. An 55 Patienten mit akut aufgetretenen Schwindelbeschwerden wurden aus mehr als 450 Vestibularis-Untersuchungen mit zahlreichen Untertests, wie Prüfung auf Spontan-, Lage- und Lagerungsnystagmus unter der Frenzelbrille, Drehpendel- und thermiher Prüfung unter elektronystagmographischer Registrierung sowie Unterberger-Tretversuch, definierte und quantifizierbare Befundparameter erhoben. Unter Einsatz elektronischer Datenverarbeitung wurden Individualverläufe ermittelt, in ihrem zeitlichen Verlauf dokumentiert und graphisch dargestellt, so dass der Einfluß der Kompensation auf die untersuchten Merkmale intraindividuell und interindividuell abgeschätzt werden konnte. Auffallend war bei 71% der 55 Patienten eine mehrfache Richtungsänderung der Untersuchungsbefunde. So wechselten Spontannystagmus, Seitendifferenz und Richtungsüberwiegen der thermisch induzierten Nystagmen, Drehtendenz im Unterberger-Tretversuch sowie Ergebnis der Drehpendelprüfung im Kompensationsverlauf mehrfach ihr Überwiegen von rechts nach links und umgekehrt. Ein stereotyper Zeitablauf der vestibulären Kompensation war aus den vorliegenden Daten nicht ersichtlich. Die gewonnenen Untersuchungsdaten dienen als Grundlage für die quantitative klinische Vestibularisdiagnostik bei Patienten mit akuten Schwindelbeschwerden. Die Ergebnisse sind für die topische Zuordnung von Vestibularisaffektionen vor allem bei der Indikation zur operativen Therapie am Labyrinth entscheidend. Ein abgestufter Zeitplan für Verlaufskontrollen bei Vestibularis-Funktionsstörungen wird vorgestellt.

Summary

This study discusses early vestibular compensation in man. Fifty-five patients suffering from acute vestibular lesions were clinically followed up over six months. More than 450 examinations were carried out, using several subtests such as observation of spontaneous, position, and positional nystagmus with Frenzel's glasses, and registrations of pendular rotation test and bilateral bithermal calorics using electrooculography. The results were calculated and recorded on graphs to permit estimation of the influence of vestibular compensation on the features examined. In 71%, i.e., in 39 of the 55 patients, the side of hypoexcitability, the direction of spontaneous nystagmus, direction of preponderance, and deviation in Unterberger's stepping test changed from left to right and vice versa during compensation. It was not possible to discover a homogeneous time-course of compensation. The results have to be considered with respect to the evaluation of vestibular findings, especially in preoperative examinations to locate vestibular disturbances. The article proposes a graduated time schedule for follow-up examinations.

    >