Erschienen in:
01.06.2015 | Übersichten
Mechanische Thrombektomie bei akutem ischämischem Schlaganfall
Wo stehen wir nach den jüngsten Studienergebnissen?
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. h.c. W. Hacke, H.-C. Diener
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 6/2015
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Zusammenfassung
Seit mehr als einem Jahrzehnt werden Instrumente zur transvaskulären Rekanalisierung zerebraler Gefäßverschlüsse beim akuten ischämischen Hirninfarkt entwickelt.
Aufgrund der im Vergleich zu Medikamenten wenig anspruchsvollen Zulassungsbedingungen für Medizinprodukte wurde eine Reihe solcher Instrumente aufgrund unkontrollierter Fallserien zugelassen und in die Praxis eingeführt. Von Seiten der Neurologen war seit Jahren auf die Durchführung randomisierter klinischer Studien im Vergleich zur Standardtherapie mit intravenöser Thrombolyse im 4,5-Stunden-Zeitfenster gedrängt worden. Im Jahr 2013 wurden die ersten drei öffentlich geförderten randomisierten Studien mit enttäuschenden Resultaten veröffentlicht: Die Überlegenheit der in diesen Studien verwendeten alten Devices konnte nicht nachgewiesen werden. In der Folge wurde eine Reihe weiterer Studien mit modifiziertem Studiendesign (kürzeres Zeitfenster, nur proximale Gefäßverschlüsse) und neuen Devices, im Wesentlichen sog. Stent-Retrievern, die nachweislich höhere Rekanalisierungsraten erzielen, durchgeführt. Im Oktober 2014 wurde die erste positive Thrombektomiestudie vorgestellt. Die daraufhin durchgeführten Zwischenanalysen der weiteren Studien führten dazu, dass fünf weitere Studien wegen „überwältigender Überlegenheit“ abgebrochen wurden. Nur eine weitere Studie, die ein anderes Instrument getestet hatte, verfehlte ein statistisch signifikantes Ergebnis. Inzwischen sind die Ergebnisse von fünf Studien bereits veröffentlicht und zwei weitere auf Kongressen vorgestellt worden. In dieser Arbeit geben wir eine Übersicht über die Protokolle und Ergebnisse der einzelnen Studien, ihre Gemeinsamkeiten und die Charakteristika von Patienten, die von dieser Therapie profitieren. Zuletzt diskutieren wir die sich für die Praxis der Behandlung schwerer Schlaganfälle mit proximalem Gefäßverschluss ergebenden Konsequenzen.