Erschienen in:
01.12.2015 | Leitthema
Medikamente und Knochenstoffwechsel
Klinische Bedeutung für die Frakturbehandlung
verfasst von:
Priv.-Doz. Dr. F. Barvencik
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 12/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Eine Verbesserung und Beschleunigung der Frakturheilung ist Teil der ärztlichen Bemühungen, seitdem Frakturen behandelt werden. Dabei gilt es nicht nur, die Grundprinzipien der Frakturheilung, wie Reposition, Retention, Weichteildeckung und Infektvermeidung zu beachten, sondern auch, negative Einflüsse für die Frakturheilung möglichst auszuschalten und positive Faktoren zu fördern. Nikotin, Alkohol, Diabetes und Mangelernährung können die Frakturheilung negativ beeinflussen und sollten dementsprechend therapeutisch gewürdigt werden. Schwieriger ist es jedoch, medikamentöse Therapiestrategien zu entwickeln, die eine Verbesserung und Beschleunigung der Frakturheilung zum Ziel haben.
Ziel der Arbeit
Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick der pharmakologischen Einflussfaktoren auf die Frakturheilung geben. Darüber hinaus sollen im klinischen Alltag häufig angewendete Substanzen in Bezug auf ihre Wirkung bei Frakturheilungsprozessen evaluiert werden.
Material und Methoden
Es wurde eine intensive Literaturrecherche (PubMed) anhand themenbezogener Suchbegriffe durchgeführt. Bei der Auswahl der Studien und wissenschaftlichen Veröffentlichungen wurde der Schwerpunkt auf Ergebnisse aus klinischen Studien gelegt, um einem praxisnahen Bezug gerecht zu werden.
Ergebnisse
Präklinische Studien haben in diesem Zusammenhang mehrere Substanzen identifiziert, die zur Optimierung der Frakturheilung führen. Jedoch existiert nur eine sehr begrenzte Zahl klinischer Studien, die besagte positive Wirkung ebenso belegen. Die meisten dieser Studien betreffen Medikamente zur Therapie der Osteoporose, da hier Frakturen häufig sind und ein positiver wie negativer Einfluss der besagten Medikamente von besonderem Interesse ist. So kann für den Bereich der Osteoporosemedikamente konstatiert werden, dass ein gewisser positiver Effekt von 1–34 Parathormon (PTH) auf die Frakturheilung in klinischen Studien gezeigt wurde. Für die übrigen Osteoporosemedikamente wurde beschrieben, dass im klinischen Setting kein negativer Einfluss auf die Frakturheilung besteht. Es gibt aber Hinweise, dass z. B. unter oraler Bisphosphonattherapie ein positiver Effekt im Hinblick auf eine bessere Implantatfixierung möglich ist.
Diskussion
Das Ziel, die Frakturheilung medikamentös systemisch zu verbessern, liegt noch in weiter Ferne, da weder die Daten bereits zugelassener Therapeutika oder in Entwicklung befindlicher Medikamente einen routinemäßigen Einsatz zum jetzigen Zeitpunkt rechtfertigen. Die bis dato gewonnenen Erkenntnisse sollten jedoch dazu ermutigen, in zukünftigen Frakturheilungsstudien das Potenzial bekannter Medikamente, aber auch neuer Therapieoptionen im Sinne einer verbesserten Knochenbruchheilung zum Wohle der Patienten vollständig auszuschöpfen.